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Gaudete – der dritte Sonntag im Advent

Gaudete – der dritte Sonntag im Advent

Dies ist der dritte Sonntag im Advent, der in der katholischen Kirche „Gaudete“ heißt – freuet euch! Hier halten wir einen Moment in unseren Gedanken und Vorbereitungen inne und freuen uns – an unseren Familien, unseren Freunden, an der Welt und allem, was darin ist, geliebt und liebend. Freuen uns auf das Licht, das – noch in der Ferne – herandämmert.

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Auszug aus DAS SCHWÄRMEN VON TAUSEND BIENEN, (c) 2021 Diana Gabaldon & Barbara Schnell

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ETWAS SPÄTER LAGEN wir nackt in der kühlen Nacht, aneinandergeschmiegt, ein jeder glücklich in der Körperwärme des anderen. Der Mond senkte sich im Westen, ein schmaler Silberstreif, der die Sterne hell leuchten ließ. Über uns raschelte und murmelte das helle Segeltuch; die Düfte der Fichten und Eichen und Zypressen umgaben uns, und ein verirrtes Glühwürmchen, von einer Luftströmung auf Abwege gebracht, landete neben meinem Kopf auf dem Kissen und blieb kurz dort sitzen. In seinem Körper pulsierte ein rhythmisches, kühles grünes Licht.

»Oidche mhath, a charaid «, sagte Jamie zu dem Tier. Es winkte freundlich
mit seinen Fühlern und flog davon, um dem fernen Flackern seiner Kameraden am Boden entgegenzukreisen.

»Ich wünschte, unser Schlafzimmer könnte so bleiben«, sagte ich wehmütig,
während ich zusah, wie sein Rücklicht unten in der Dunkelheit verschwand. »Es ist so schön, Teil der Nacht zu sein.«

»Nicht so sehr, wenn es regnet.« Jamie hob das Kinn zu unserem Leinendach. »Aber keine Sorge; wir werden ein festes Dach haben, ehe der Schnee kommt.«

»Da hast du wohl recht«, sagte ich und lachte. »Erinnerst du dich an unsere
erste Hütte, als es geschneit hat und das Dach undicht wurde? Du hast darauf bestanden, hinaufzuklettern und es zu reparieren, mitten im Schneesturm – und splitternackt.«

»Ja, und wessen Schuld war das?«, erkundigte er sich, wenn auch nicht böse. »Du wolltest mich ja nicht im Hemd gehen lassen, was blieb mir also anderes übrig?«

»Da du nicht aus deiner Haut kannst, nichts.« Ich drehte mich um und küsste ihn. »Du schmeckst nach Apfelkuchen. Ist noch etwas übrig?«

»Nein. Aber ich gehe nach unten und hole dir einen Happen.«

Ich legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn auf. »Nein, nicht. Eigentlich habe ich keinen Hunger, und ich würde lieber einfach
nichts mehr essen, mmmmm?«

»Mmpfm.«

Er drehte sich mir zu, dann rutschte er zum Fußende und hob sich zwischen meine Oberschenkel.

»Was machst du da?«, wollte ich wissen, als er es sich gemütlich machte.

»Ich hätte gedacht, das wäre klar, Sassenach.«

»Aber du hast doch gerade Apfelkuchen gegessen!«

»So sättigend ist er nicht gewesen.«

»Das … war nicht ganz das, was ich gemeint habe … « Seine Daumen streichelten bedächtig meine Oberschenkel, und sein warmer Atem weckte die Härchen an meinem Körper auf verstörende Weise.

»Wenn du Angst vor Krümeln hast, Sassenach – keine Sorge, ich lese sie auf,
wenn ich fertig bin. Hast du gesagt, es sind Paviane, die das tun? Oder waren das Flöhe?«

»Ich habe keine Flöhe«, war die geistreichste Antwort, die ich zustande bekam, doch er lachte, stützte seine Schultern auf und machte sich ans Werk.

»Ich mag es, wenn du schreist, Sassenach«, murmelte er etwas später beim
Luftholen.

»Es sind Kinder unten!«, zischte ich, die Finger in seinem Haar vergraben.
»Nun, dann versuch doch, wie ein Berglöwe zu klingen … «