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Wil Johnson – Joe Abernathy

Wil Johnson – Joe Abernathy

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„Er betrachtete mich nachdenklich und lehnte sich noch weiter zurück. „Sie haben eine Art zu reden, als würden Sie davon ausgehen, dass Sie Ihren Willen bekommen, und wenn nicht, dann wissen Sie, warum. Wo haben Sie das gelernt?“
„Im Krieg“, sagte ich und lächelte über seine Beschreibung.
Seine Augenbrauen fuhren in die Höhe. „Korea?“
„Nein, ich war im Zweiten Weltkrieg Krankenschwester in einem Feldlazarett, in Frankreich. Ich habe eine Menge Oberschwestern erlebt, die die Assistenzärzte und Hilfskräfte mit einem Blick in Wackelpudding verwandeln konnten.“ Und später hatte ich reichlich Übung in Situationen gehabt, in denen mir diese unantastbare Autorität – auch wenn sie nur gespielt sein mochte – gute Dienste gegenüber Menschen geleistet hatte, die deutlich größeren Einfluss besaßen als das Pflegepersonal und die Ärzte am Boston General Hospital.
Er nickte, ganz in meine Erklärung vertieft. „Ja, das kann ich nachvollziehen. Mein Vorbild war Walter Cronkite.“
„Walter Cronkite?“ Ich sah ihn ungläubig an.
Wieder grinste er und stellte seinen Goldzahn zur Schau. „Fällt Ihnen jemand Besseres ein? Außerdem konnte ich ihn jeden Abend umsonst im Radio oder Fernsehen hören. Ich habe es meiner Mama vorgeführt – sie wollte, dass ich Prediger werde.“ Er lächelte halb reumütig. „Wenn ich in der Gegend, wo wir damals gewohnt haben, wie Walter Cronkite geredet hätte, hätte ich gar nicht lange genug gelebt, um meine Ausbildung anzufangen.“
Dr. Abernathy wurde mir mit jeder Sekunde sympathischer. „Ich hoffe, Ihre Mutter war nicht enttäuscht, dass sie Arzt geworden sind statt Prediger.“
„Ganz ehrlich bin ich da nicht sicher“, sagte er immer noch grinsend. „Als ich es ihr erzählt habe, hat sie mich eine Minute angestarrt, dann hat sie tief geseufzt und gesagt, na ja, dann kommst du ja wenigstens billig an mein Rheumamittel.“
Ich lachte ironisch. „So begeistert hat mein Mann nicht reagiert, als ich ihm, erzählt habe, dass ich Ärztin werde. Er hat mich angesehen, und schließlich hat er gesagt, wenn ich Langeweile hätte, warum ich dann nicht ehrenamtlich Briefe an die Leute im Altersheim schreibe.“
Joe hatte sanfte goldbraune Augen wie Toffeedrops. Als er sie jetzt auf mich richtete, glitzerte Humor darin.
„Ja, die Leute glauben immer noch, sie können einem ins Gesicht sagen, dass es unmöglich ist, was wir machen. ‚Warum sind Sie hier, Fräulein, und kümmern sich nicht zu Hause um Ihren Mann und Ihr Kind?’“, äffte er die Neinsager nach.
Er grinste ironisch und tätschelte mir die Hand. „Keine Sorge, früher oder später geben sie es auf. Mich fragen sie auch kaum noch, warum ich nicht die Toiletten putze, so wie Gott es gewollt hat.

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Der Londoner Schauspieler Wil Johnsonwar vor allem den britischen TV-Publikum bekannt, als er in der Rolle des Joe Abernathy besetzt wurde, der in Boston Claires Kollege und bester Freund ist.

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