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Doch, Arch Bug ist wirklich tot

Doch, Arch Bug ist wirklich tot

Wenn ich mich über Bücher und das Schreiben unterhalten möchte, tue ich das meistens in der CompuServe Books and Writers Community, deren Mitglied ich seit über 25 Jahren bin. Im Lauf dieser Zeit ist dort schon beinahe jede Frage gestellt worden, die man in Bezug auf meine Bücher nur stellen kann – oft mehr als nur einmal.
Gerade haben auf meiner facebook-Seite einige Leute angezweifelt, dass Arch Bug tot ist. (Oder kategorisch behauptet, dass er es nicht ist, oder falls doch, dass Ian ihn getötet hat.) Er ist es, und Ian war’s nicht.
Da dem so ist, dachte ich, der eine oder andere von Ihnen interessiert sich vielleicht für diesen Beitrag aus einer Diskussion über ECHO, die dort kurz nach Erscheinen des Buchs stattgefunden hat. Das ist meine Antwort an jemanden, der dort ähnliche Zweifel an Arch Bugs Ableben geäußert hat:

>>Es ist nun einmal keine Kunst, mit dem Holzhammer vorzugehen, nur damit die Leute keine wilden Schlüsse ziehen. Ich hätte sagen können: „William zielte und feuerte. Arch Bugs Stirn explodierte und bespritzte Ian und Rollo mit Blut. Die Wucht des Schusses hatte ihm einen Augapfel aus dem Kopf gedrückt, der ihm auf der fleckigen Wange hing und mit einem klebrigen Geräusch hin und her schwang. Der Mann war zwar unumstößlich tot, doch Rollo, den das nicht überzeugte, schnappte mit seinen massigen Kiefern nach Arch Bugs Kehlkopf und riss ihn mit einem triumphierenden Ruck, der Muskeln und Knorpel zerfetzte, heraus, nur um ganz sicher zu gehen.“ Das kam mir aber dann doch unnötig vor , und unter künstlerischem Aspekt betrachtet, hätte es den Ton, die Gestalt und den Fokus der Szene verändert. Wie ich schon gesagt habe, war es mir wichtig, dass sämtliche Szenen im letzten Teil dieses Buches explodieren wie eine Kette von Silvesterkrachern. Kurz, scharf, gleißend, schockierend. Nicht in die Länge gezogen, metaphorisch oder redselig. , und unter künstlerischem Aspekt betrachtet, hätte es den Ton, die Gestalt und den Fokus der Szene verändert. Wie ich schon gesagt habe, war es mir wichtig, dass sämtliche Szenen im letzten Teil dieses Buches explodieren wie eine Kette von Silvesterkrachern. Kurz, scharf, gleißend, schockierend. Nicht in die Länge gezogen, metaphorisch oder redselig.
Abgesehen von dem, was im engeren Kontext der Szene gesagt wird, müssen Sie die Ereignisse auch im Zusammenhang des ganzen Buchs betrachten. Also. Wir haben einen Spannungsbogen, der mit Mrs. Bugs unbeabsichtigten Tod durch Ians Hand beginnt. Arch Bugs Racheabsichten, seine Jagd auf Ian tauchen im ganzen Buch immer wieder auf. OK. Das Buch hat vier Handlungsfäden, von denen drei ganz bewusst als „Cliffhanger“ enden (das heißt, die Autorin ist nicht plötzlich müde geworden und davonspaziert, oder ihr ist einfach kein richtiges Ende eingefallen, und deshalb hat sie alles offen gelassen. Die Autorin hat ihre Endpunkte mit großer Kunstfertigkeit und in böser Absicht gewählt, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen). Einer der Handlungsfäden endet nicht so – Ians Geschichte. Sie ist – zumindest vorerst – ganz offensichtlich abgeschlossen.
Also. Ist es angesichts dieser Überlegungen irgendwie vorstellbar, dass Arch Bug nicht tot ist? Damit er nicht tot wäre a) hätte William daneben treffen müssen – was aus einer Entfernung von etwas über anderthalb Metern ziemlich unglaubwürdig wäre (ich habe jemanden argumentieren sehen, er hätte nicht gewusst, dass die Entfernung so klein war. Das ist nun eines dieser Details, bei denen ich darauf baue, dass er durchschnittliche Leser es auch ohne ausdrückliche Erklärung mitbekommt; das heißt, wir haben vier Menschen und einen Hund im Verkaufsraum einer Druckerei im achtzehnten Jahrhundert. Wie weit können sie denn schon voneinander entfernt sein? Selbst wenn man noch keinen Nachbau eines solchen Raums gesehen hat, hat man doch im Lauf der Serie oft genug eine Beschreibung gelesen, um zu wissen, dass er nicht auffallend geräumig ist, und b) hätten Ian, William und Rollo daran gehindert werden müssen, ihn irgendwie anders zu töten, was voraussetzen würde, dass c) Rachel ihren Verstand und ihre Geistesgegenwart genügend zurück erlangt hätte, um sie alle drei daran zu hindern, was auch nicht sehr wahrscheinlich ist, und d) hätten sie dann irgendetwas mit Mr. Bug anfangen müssen.
Wenn sie ihn – total unlogischerweise – nicht umgebracht hätten, sondern es irgendwie arrangiert hätten, ihn einsperren oder deportieren zu lassen oder so, wie ist es dann möglich, dass ich weder in der letzten Szene zwischen Rachel und Ian einen Ton davon sage (dort erkläre ich ja ansonsten deutlich, wer wo ist, inklusive der abmarschierenden britischen Truppen), noch vorher? Das wäre erzähltechnisch unverantwortlich. (Bei Geillis Duncan gibt es die klare Annahme, dass sie auf dem Scheiterhaufen gestorben ist – doch das ist etwas, das ja erst später stattfinden sollte, und Claire würde nicht dabei sein. Tom Christie verabschiedet sich vor aller Augen mit der Absicht, an den Galgen zu gehen – doch auch hier ist nicht davon auszugehen, dass Claire das mit ansieht. Bei Arch Bugs Tod ist die erzählende Figur – Rachel – tatsächlich an Ort und Stelle; es ist undenkbar, dass sie ihn nicht gesehen hat, also HAT sie ihn gesehen.) Und dann verlangt der Abschluss dieses Handlungsfadens aus rein ästhetischen Gründen, dass der Mann tot ist. Ergo … ist er tot.
Wie gesagt, die Tatsache, dass ich irgendetwas nicht bis ins letzte Detail ausbuchstabiere, bedeutet NICHT automatisch, dass es nicht trotzdem so ist.
Hoffe, das hilft.

–Diana