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Uuund … Buch Zehn wünscht ein frohes neues Jahr!

Uuund … Buch Zehn wünscht ein frohes neues Jahr!

(Auszug aus Outlander Buch Zehn, das noch keinen Namen hat, sich aber allmählich zu rühren beginnt. Copyright Diana Gabaldon und Barbara Schnell. Bitte verlinkt auf diesen Beitrag, aber kopiert ihn nicht.)

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Ich saß vielleicht fünf Meter von der Hütte der Stocketts entfernt auf einem Baumstumpf und hielt die Tür im Blick. Der neugeborene Junge in meinem Arm regte sich ein wenig und quäkte leise, schlief dann aber wieder ein.

„Lauter“, flüsterte ich ihm zu. Das Fenster war offen; das Fell, mit dem es bespannt war, aufgerollt, um das Licht und die Luft des Sommermorgens einzulassen. Mrs. Stockett weinte noch, obwohl es zu einem am Boden zerstörten Schluchzen abgeebbt war, in das sich hin und wieder ein Schluchzer als Reaktion auf Mr. Stocketts Verbalattacken mischte. Auch diese waren abgeebbt, obwohl ich seine Schuhe unablässig auf dem Holzboden hin und her wandern hören konnte.

Ich hatte der Familie den Tisch mit einem schlichten Frühstück gedeckt – kalte Maisküchlein und gekochte Eier –, ehe die Lage ernst wurde. Dem Klappern der Holzteller nach hatte der Hunger schließlich die Oberhand über Mr. Stocketts Gefühle gewonnen.

Die Tür flog mit einem solchen Krachen auf, dass die beiden Jungen, die vor mir auf dem Boden saßen, zusammenfuhren. Das Baby breitete erschrocken die Ärmchen aus und heulte. Gut.

„Jungs, kommt herein und esst etwas“, sagte Paul Stockett, dessen Stimme noch immer heiser vom Schreien war, aber kontrolliert. Die Jungen standen auf und gingen, ohne mich anzusehen. Mr. Stockett funkelte mich flüchtig an und knallte die Tür zu. Das Baby brüllte weiter, und ich konnte hören, wie Mehitabel Stockett ganz ähnliche Geräusche von sich gab.

Zum zwanzigsten Mal fiel mein Blick auf den Weg. Roger sollte bald da sein; ich hatte Elijah, den ältesten Sohn, kurz vor Tagesanbruch zu ihm geschickt, und inzwischen gaben die Vögel auf den Bäumen hinter mir ihr Bestes. Die Jungen waren Mehitabels Söhne; ihr erster Mann war auf See ertrunken, und sie und Paul Stockett waren noch kein Jahr verheiratet – er hatte noch nie eine Geburt erlebt, und seine Erschütterung war beträchtlich gewesen.

Das Baby stieß jetzt nur noch leise, abrupte Wimmerlaute aus. Ich wiegte es und fing an, leise „Frere Jacques“ zu singen – allerdings laut genug, um im Haus hörbar zu sein. Ich begann gerade zum dritten Mal, als ich Gras und Büsche rascheln hörte und Roger und Elijah in Sicht kamen. Gott sei Dank.

Auf der Stelle registrierte Roger meinen Zustand – blutige Schürze und ein kleines, in eine Decke gehülltes Bündel im Arm – und zog die naheliegende Schlussfolgerung.

„Eine Totgeburt?“, fragte er leise, den Blick argwöhnisch auf die Hütte gerichtet, aus der kaltes Schweigen drang, unterbrochen von leisem Schluchzen. Eliah warf einen hastigen Blick auf das Haus und verschwand wieder im Gebüsch.

„Nein“, sagte ich. Ich stand auf und dehnte meinen Rücken. „Es ist ein ganz gesunder kleiner Junge.“

„Mr. Stockett hätte lieber eine Tochter gehabt?“ Rogers Mundwinkel zuckte. Die meisten Farmer wünschten sich nichts mehr als eine ganze Schar von Jungen. „Oder“, sagte er, und jede Spur von Humor verschwand, „gibt es vielleicht Zweifel, dass er der Vater ist?“

„Oh, so könnte man es sagen“, antwortete ich skeptisch. „Ich meine, genau das hat er zwar gesagt, aber es ist eigentlich nicht das Problem.“

„Was ist denn das Problem?“, fragte Roger und neigte den Kopf neugierig Richtung Haus. „Es klingt doch so, als wären Ehemann und Frau bei bester Gesundheit.“ Das Geschrei und Gejammer hatte von neuem begonnen. Die Tür knallte plötzlich auf, und die beiden kleineren Jungen schossen aus dem Haus, ihre Frühstücksreste in der Hand, und verschwanden im Wald.

Ich seufzte und lagerte das Baby um, das wieder eingeschlafen war und leise pfeifend schnarchte.

„Er beschuldigt seine Frau, es mit Enten getrieben zu haben.“

„Enten“, sagte Roger und sah mich stirnrunzelnd an. „Enten, Plural?“

„Ja“, sagte ich. Ich hatte das untere Ende der Decke lose bekommen und klappte es zurück, um ihm die brandneuen Füßchen des jüngsten Stockett zu zeigen.

„Ach du liebe Güte.“ Die Farbe der Babyzehen war das sanfte, perfekte Rosa der Rosenknospen, und es waren zehn Stück, alles da, recht lang, aber durchaus im normalen Bereich. Und jede Zehe war mit einer dicken, deutlich sichtbaren hellbraunen Menbran mit ihrem Nachbarn verbunden. Die Kühle ließ das Kind beide Füße spreizen, so dass man es noch deutlicher sehen konnte.

„Ich meine“, sagte ich und hüllte sie wieder in die Decke, „was ist denn das erste, was Eltern bei einem Neugeborenen tun?“

„Sie zählen seine Finger und Zehen“, sagte Roger automatisch. Seine Augen waren unverändert auf die Decke geheftet.

„Genau. Und als Mr. Stockett gesehen hat, was … nun, nach dem ersten Schreck war er ziemlich bestürzt. Mrs. Stockett ebenfalls“, fügte ich hinzu. „Als Mr. Stockett gedroht hat, ‚es‘ ins Feuer zu werfen, dachte ich, wir … gehen vielleicht besser ins Freie.“ Ich warf einen Beschützerblick auf das winzige Bündel auf meinem Arm.

Im Haus schien Mehitabel Stocketts anfänglicher Ausbruch des Entsetzens, des Schmerzes und der Selbstvorwürfe jetzt der persönlichen Wut zu weichen, was ich als Verbesserung empfand, aber …

„Kannst du es beheben?“, fragte Roger. Ich schüttelte den Kopf. Natürlich war es theoretisch möglich, die Häutchen zu entfernen – sie waren nicht von bedeutenden Blutgefäßen durchzogen, und es war nicht einmal ansatzweise lebensbedrohlich. Doch selbst mit den Möglichkeiten eines modernen Krankenhauses war es ein schwieriger Eingriff; es gab keine Erfolgsgarantie – und er war ausgesprochen schmerzhaft und barg die Möglichkeit, dass die Narben das Problem noch verschlimmern und das Gehvermögen des Patienten beeinträchtigen würden. Das konnte ich einem kleinen Jungen unmöglich antun.

„Nun denn.“ Roger schloss die Augen und murmelte etwas vor sich hin, das ich für ein Gebet um Weisheit und Stärke hielt, denn er beendete es, indem er tief einatmete und sich aufrichtete, ein paarmal die Fäuste öffnete und schloss und auf die offene Tür zuging. Ich folgte ihm und fragte mich, was er wohl vorhatte zu sagen. Ich selbst hatte nicht viel gesagt, weil ich zunächst damit beschäftigt gewesen war, Mrs. Stockett den Bauch zu kneten, um die Nachblutungen zu verringern, und dann den kleinen Frosch mit Öl abzuwischen und grob aufzuräumen.

Die Stocketts verstummten abrupt, als Rogers Schritte – absichtlich laut – auf der Veranda ertönten. Ich blickte an ihm vorbei und sah, dass Mrs. Stockett mit schweißverklebtem Haar und in ihrem von der Geburt verschmutzen und blutigen Hemd aus dem Bett gestiegen war und eine große Eisenpfanne schwang, die sie mit beiden Händen festhielt wie eine Tennisspielerin vor einem Aufschlag mit der Vorhand. Mr. Stockett wiederum standen die Haare zu Berge, und er drückte sich mit rotem Gesicht an die gegenüberliegende Wand. Er riskierte einen Blick zur Seite, sah Roger, holte Luft und löste sich ein Stückchen von der Wand.

„Prediger“, sagte er mit einem kleinen Kopfnicken, ohne den argwöhnischen Blick von seiner Frau abzuwenden.

„Mr. Stockett“, sagte Roger strahlend, „und Mrs. Stockett.“ Er nahm seinen Hut ab und verbeugte sich tief vor ihr. „Guten Tag, meine Gute, und mein Dank an Gott, dass ihr einen gesunden Jungen zur Welt gebracht habt. Auch Euch meinen Glückwunsch, Sir!“

Mr. Stockett stieß ein leises Grollen aus, und Mrs. Stockett ging einen Schritt auf ihn zu und hob die Pfanne. Roger trat hastig in das Zimmer, so dass sein Körper zwischen ihnen stand.

„Wie wollt Ihr ihn denn nennen?“, erkundigte er sich freundlich. Mr. Stocketts Gesicht verlor jeden Ausdruck, und Mehitabel kniff zwar die Augen zusammen, doch sie fasste sich zuerst.

„Paul“, sagte sie trotzig. „Nach seinem verdammten, sturköpfigen Vater!“

Mr. Stockett heulte auf und warf sich nach vorn, doch ich sah, dass er Roger seinen Ellbogen zwischen sich und die Pfanne schieben ließ.

„Nach mir nennst du ihn nicht, du nichtsnutziges Weibsstück!“

„Und ob ich das tue!“, rief sie und wurde fast genau so rot im Gesicht wie ihr Mann. „Was für ein gottverdammter Narr du doch bist!“

„Ma‘am!“ Roger bewegte sich gekonnt mit dem Rücken auf Paul Stockett zu, so dass dieser an die Wand zurückgedrängt wurde, und hielt Mehitabel beschwichtigend die Hände entgegen. „Ich verstehe ja, dass Ihr außer Euch seid – zweifellos mit gutem Grund – aber ich bin mir sicher, dass es Unserem Herrn nicht recht wäre, wenn sein Name in Wut gesprochen wird.“

„Aye!“, rief Paul mit einem kampflustigen Blick aus dem Schatten seines Beschützers hervor. „Und es würde Ihm auch nicht gefallen, wenn du deinen Mann beschimpfst. Du hast seinen Namen missbraucht, und das ist eine gottverdammte Sünde, Frau!“

„Grund?“, brüllte Mehitabel, die ihren Zorn jetzt auf Roger richtete. „Ihr sagt, mit gutem Grund? Mein eigener Mann sagt mir ins Gesicht, ich hätte mit den Enten herumgelümmelt und deshalb hätte mein armes Kindchen Füße wie … wie …“ Von ihren Gefühlen überwältigt blies sie die Wangen auf und ließ die Pfanne mit einem lauten Scheppern auf den Tisch knallen. „Nun, es stimmt nicht!“, kreischte sie und brach in Tränen aus.

Der kleine Frosch, der während des Geschreis friedlich weitergeschlafen hatte, zuckte krampfhaft zusammen und fing an zu weinen. Bei diesem Geräusch blickte Mehitabel verblüfft auf, und als sie mich in der Tür stehen sah, schüttelte sie wie benommen den Kopf und wankte auf mich zu. Ich ging ihr entgegen, drückte ihr das Baby in die Arme, fasste sie am Arm und schob sie zum Bett zurück, so gut ich konnte.

Sie schluchzte laut, ließ sich aber von mir auf das Bett drücken. Ich schob ihr ein Kissen in den Rücken.

„Ich glaube, am besten lasst Ihr ihn trinken“, sagte ich sanft und schlug die Decke zurück, so dass das runde Köpfchen und sein weit geöffneter, unzufriedener kleiner Mund sichtbar wurden. Mrs. Stockett stieß einen gewaltigen Seufzer aus und setzte sich zurecht. Dann schob sie die Vorderseite ihres Hemds hinunter und half dem Köpfchen ihres kleinen Sohnes zärtlich dorthin, wo es hingehörte. Das Weinen verstummte. Sie blickte ihren Mann zwar nicht an, doch ihr ganzes Wesen strahlte Trotz aus.

Ich entfernte mich lautlos von ihrem Bett und begann aufzuräumen. Mr. Stockett stand mitten im Zimmer und funkelte seine Frau an, schien sich seiner Sache aber nicht mehr so sicher zu sein. Roger nahm ihn beim Arm und drängte ihn auf den Tisch zu.

„Ihr habt nicht vielleicht einen Tropfen im Haus?“, fragte er. „Um auf den Kleinen anzustoßen und Eure Nerven zu beruhigen?“

Im ersten Moment sah Mr. Stockett verwirrt aus, doch dann richtete er den Blick auf die bescheidene Anrichte, auf der ein Stapel Holzteller und zwei Keramikbecher standen.

„Nur Bier“, sagte er sehr verlegen. „Trinkt Ihr einen Becher mit mir, Prediger?“

„In meiner Truhe ist eine Flasche Scuppernongwein“, sagte Mrs. Stockett zu mir, ohne die Männer zu beachten. „Ich könnte einen Tropfen vertragen. Ich bin ausgetrocknet wie ein Stück altes Leder.“

„Das kann ich mir vorstellen. Und Hunger müsst Ihr auch haben – da ist ja Brot, soll ich …“ Ich suchte ein wenig und fand ein Töpfchen Stachelbeermarmelade, ein Stück getrocknete Forelle und die Reste einer gewaltigen Kaninchenpastete und brachte Mrs. Stockett als Lohn für ihre Mühen einen großzügigen Imbiss. Sie hatte sich ein wenig entspannt, genau wie das Baby; es hing zwar noch an der Brustwarze, schlief aber eigentlich und wurde nur aktiv, wenn sie versuchte, es hinzulegen. Sie lächelte und tätschelte ihm den kleinen Rücken.

Sie hatte mir einen Becher Scuppernongwein angeboten, und ich konnte ihn gut brauchen; eine Geburt war für alle Beteiligten anstrengend, einschließlich der Hebamme. Der Wein war kühl und süß, und ich empfand den angenehmen Schmerz, mich nach der Arbeit einer kalten Nacht hinsetzen zu können.

An anderen Fronten begann die Arbeit natürlich erst. Roger hatte das Bier gesegnet und Mr. Stockett in seichtes Geplauder über seine Äcker und sein Vieh verwickelt, während sie es tranken, beruhigendes Gemurmel. Mr. Stocketts Gesicht hatte wieder eine einigermaßen normale Farbe angenommen, doch seine Stirn verfinsterte sich immer noch jedesmal, wenn sein Blick auf seine Frau und seinen Sohn fiel.

„Ihr möchtet Euren Sohn doch sicher taufen lassen?“, sagte Roger, während er Mr. Stockett noch einmal nachschenkte. Stockett, der die Hand nach dem Becher ausgestreckt hatte, hielt inne.

„Man kann doch ein solches Kind gewiss nicht taufen!“

Roger erstarrte und warf dem Mann einen beherrschten Blick zu. Mrs. Stockett war an meiner Seite ebenfalls erstarrt.

„Ich glaube …“, begann Roger in gemessenem Ton, wurde aber von Mrs. Stockett unterbrochen, die das Baby vorsichtig ablöste, es mir reichte und die Beine aus dem Bett schwang. Sie hatte eindeutig vor, nach der Pfanne zu greifen.

„Mehitabel!“, sagte ich und packte ihren Arm. „Ihr dürft … Euch nicht anstrengen. Ihr werdet zu sehr bluten.“

Er wird gleich sehr bluten!“, sagte sie, den brennenden Blick auf ihren Mann geheftet. „Wie im Namen des Heiligen Geistes meinst du denn, dass ich es mit einer Ente getrieben haben könnte, von einem Dutzend ganz zu schweigen? Ein Erpel hat nicht einmal einen Schwanz, wie du genau wüsstest, wenn du je deinen faulen Hintern vom Stuhl gehoben und selbst einen ausgenommen hättest!“

„Oh, aye?“, rief er und sprang auf. „Und wie treiben sie es dann? Ich habe gesehen, wie sie sich paaren – wie denn, wenn du dich so gut mit ihren Schwänzen auskennst?“

„Sie pressen ihre Affären zusammen, du Dummkopf“, sagte Mrs. Stockett zwar aufgebracht, aber zunehmend kontrolliert. Und wenn du meinst, meine Affäre wäre der einer Ente auch nur irgendwie ähnlich, hast du nicht nur kein Hirn, sondern auch keine Augen im Kopf.“

„Mehitabel!“ Mr. Stockett wurde scharlachrot und warf einen entsetzten Blick in Rogers Richtung. „Du kannst doch nicht vor dem Prediger über deine Affäre reden, Frau!“

Besagter Prediger hatte die ganze Zeit reglos dagesessen. Er war zwar noch nicht ganz so rot wie Mr. Stockett, doch viel fehlte nicht mehr.

„Mr. Stockett“, sagte ich. „Äh … Eure Frau hat vollkommen recht. Ein Erpel hat tatsächlich keinen … äh … Aber was ich mich frage – und ich bin mir sicher, der Prediger wüsste es auch gern –“ Ich warf Roger einen Blick zu, doch er hatte sich wieder im Griff. „Was hat Euch denn auf die Idee gebracht, dass die Enten – oder auch nur eine Ente – hierfür verantwortlich sind?“ Ich tätschelte dem kleinen Frosch die taktvoll verhüllten Füßchen.

„Ich habe sie gesehen“, sagte er schroff und blickte zu Boden. „Im Frühjahr. Wir waren mit den Jungen am See, um zu angeln, weißt du noch?“

„Aye“, sagte sie knapp. „Du wusstest nicht einmal, wie man einen Köder am Haken befestigt, und ich musste es tun.“

Er ignorierte diesen Seitenhieb, die Augen nach wie vor auf die Dielen zu seinen Füßen geheftet. „Und du bist in die Büsche gegangen, und ein großer Entenschwarm ist direkt vor uns gelandet und hat die Fische verjagt, und beim Zusammenpacken habe ich eine Ente wegrennen gesehen. Sie ist halb geflogen und wieder gelaufen, und ein paar Erpel hinter ihr her, die nichts Gutes im Schilde führten. Man konnte es sehen“, sagte er entschuldigend und wandte sich Roger zu. „Ich meine, natürlich bin ich kein Mensch vom Lande, aber … man kann so etwas sehen.“

„Aye, das stimmt“, murmelte Roger und vermied es sorgsam, Mrs. Stockett anzusehen. „Aber …“

„Aber dann sind sie alle in die Büsche gerannt, genau dahin, wo Mehitabel … äh … und es war ein solches Geschnatter, dass mir ganz anders wurde. Habt Ihr schon einmal gehört, wie eine Ente schreit?“

„Ja“, sagte ich. Tatsächlich hatte er recht; in der Brutsaison stürzten sich oft Horden von Erpeln auf partnerlose Enten, und Jamie hatte mir erzählt, dass es nicht selten vorkam, dass die Männchen die Ente in ihrem Rausch erdrückten oder in Stücke rissen.

Mehitabels Miene war ausdruckslos.

„Ich erinnere mich“, sagte sie langsam. „Aber … in Gottes Namen, Paul, du weißt doch, dass ich schon schwanger war, als das passiert ist!“

„Nun, aye“, sagte er und blies sich ein wenig auf. „Aber du kannst nicht leugnen, dass es den Kleinen gezeichnet hat! Sieh ihn dir doch an!“ Er zeigte vorwurfsvoll auf das Bündel in meinen Armen. Der kleine Junge hatte Haare – die zum Großteil mit Fruchtwasser verklebt waren, doch ein kräftiger Wirbel war entwischt und stand senkrecht ab, genau wie sein Spiegelbild, das gegenwärtig erregt auf dem Kopf seines Vaters hin und her wackelte.

„Ist das … ernst gemeint … was Ihr gesagt habt? Eure Frau hätte … ähm, mit Enten herumgelümmelt?“, sagte Roger und beugte sich vor.

„Aye, das ist es.“ Paul Stockett schien sich ein wenig zu beruhigen. Seine Frau nicht.

„Das ist aber nicht das, was du gesagt hast, du Esel! Du hast gesagt, ich hätte es mit einer ganzen Entenschar getrieben, und das wäre der Grund …“

„Nun, aye, aber ich habe doch nicht gemeint … ich meine, ich habe gemeint …“ Auf dem falschen Fuß erwischt, richtete Mr. Stockett seinen Blick hilfesuchend auf Roger.

„Haben wir noch etwas von diesem köstlichen Wein, Mehitabel?“, fragte ich. „Vielleicht könnten wir alle ein Glas brauchen?“ Ich erhaschte Rogers Blick und seine kleine Handbewegung.

„Soll ich ihn nehmen, während du einschenkst?“

Ich legte ihm das Kind in die Arme und nahm die Bierbecher, um sie auszuspülen. Dabei behielt ich das Baby im Auge. Es war wach, aber nicht quengelig; seine Augen waren etwas zugeschwollen von der Geburt, aber hellwach – ein klares Hellblau, nicht der leichte Schieferton, den man bei Neugeborenen so oft sieht.

Roger legte sich das Baby auf den Schoß, lächelte es an und wickelte es vorsichtig aus.

„Was für ein süßer kleiner Kerl“, sagte er leise und kitzelte die Handfläche des Babys mit dem Finger, damit es zufasste. „Groß, oder?“, fragte er und blickte fragend zu mir auf.

„Ja, das stimmt“, sagte ich und lächelte ebenfalls auf das Baby hinunter. Es war lang und sehnig, und wie die meisten Babys hatte es O-Beine. Aber es war spät zur Welt gekommen und deutlich größer als üblich; ich hatte sein Geburtsgewicht auf um die vier Kilo geschätzt.

„Er wird bestimmt einmal ein berühmter Schwimmer, wie?“ Roger nahm die winzigen Babyfüße in beide Hände und drückte sanft zu, und das Baby stieß ein leises Zirpen aus, bei dem die Miene seines Vaters ganz weich wurde. Paul Stockett räusperte sich leise.

„Ich … aber werden ihn die anderen Jungen denn nicht quälen?“ Seine Hand stahl sich vor, und ein Finger strich zögernd über die flaumige Schulter. „Und ihn ein Teufelskind nennen?“

„Er hat doch drei ältere Brüder, die jedem Jungen, der es versucht, den Rotz aus der Nase prügeln werden, oder?“, sagte Roger beiläufig, und Mehitabel lachte.

„Das stimmt“, sagte sie mit fester Stimme. „Und den Rest erledigt sein Vater.“

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