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Happy Birthday, Claire

Happy Birthday, Claire

Es ist über zwanzig Jahre her, dass Claire Elizabeth Beauchamp das Licht der Welt erblickte, weil ich eine Gruppe sturköpfiger schottischer Kiltträger in einer kleinen Kate in den Highlands des achtzehnten Jahrhunderts versammelte hatte und neugierig war, was passieren würde, wenn eine junge, hübsche Engländerin in ihre Mitte trat – ich konnte ja nicht ahnen, dass es eine Engländerin aus dem zwanzigsten Jahrhundert sein würde. Denn sobald Claire den Mund auftat, ließ sie keinen Zweifel daran, wie – und wann – ihr der Schnabel gewachsen war, und mir blieb nichts anderes übrig als nachzugeben und sie zur Zeitreisenden zu machen, geboren am 20. Oktober 1918. Heute würde Claire also 93 Jahre alt – aus Anlass ihres Geburtstags hier ein kleines Geschenk für die deutschen Fans: Claires erste Szene im achten Buch der Highland-Saga.

Viel Spaß – und happy Birthday, Claire!
–Diana

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Aus WRITTEN IN MY OWN HEART’S BLOOD,
© Diana Gabaldon & Barbara Schnell

Mrs. Figg war glatt, rund und glänzend schwarz, und sie hatte die Angewohnheit, sich lautlos gleitend von hinten anzuschleichen wie eine bedrohliche Stahlkugel.
„Was ist denn hier los?“, knurrte sie, während sie plötzlich hinter Jenny auftauchte.
„Heilige Mutter Gottes!“ Jenny fuhr mit großen Augen herum und packte sich mit der Hand an die Brust. “Wer in Gottes Namen seid Ihr?”
„Das ist Mrs. Figg“, sagte ich und verspürte ein surreales Bedürfnis zu lachen, trotz – oder vielleicht auch wegen – der Ereignisse, die sich just abgespielt hatten. „Lord John Greys Köchin. Und Mrs. Figg, dies ist Mrs. Murray. Meine, äh … meine …“
„Schwägerin“, sagte Jenny entschlossen. Sie zog ihre schwarze Augenbraue hoch. „Wenn du mich noch nimmst?“ Ihr Blick war unverwandt und offen, und das Bedürfnis zu lachen verwandelte sich abrupt in ein nicht minder heftiges Bedürfnis, in Tränen auszubrechen. Von allen Quellen des Beistandes, die ich mir ausgemalt hätte … ich holte tief Luft und streckte die Hand aus.
„Oh ja.“
Ihre kleinen festen Finger verwoben sich mit den meinen, und so einfach war es besiegelt. Es waren weder Entschuldigungen nötig noch Worte der Verzeihung. Die Maske, die Jamie trug, hatte sie nie gebraucht. Was sie dachte und fühlte, sah man ihren Augen an, diesen schrägen blauen Katzenaugen, die sie mit ihrem Bruder gemeinsam hatte. Sie wusste jetzt, wer und was ich war – und wusste, dass ich ihren Bruder mit Herz und Seele liebte, ihn immer geliebt hatte, trotz der geringfügigen Komplikation, dass ich gegenwärtig mit jemand anderem verheiratet war. Und dieses Wissen löschte Jahre des Misstrauens, des Argwohns und der Verletzungen aus.
„Das ist ja wirklich wunderbar“, sagte Mrs. Figg knapp. Sie kniff die Augen zusammen und drehte sich geschmeidig um die eigene Achse, um das Panorama der Zerstörung zu betrachten. Das Treppengeländer war oben abgerissen, und zerborstene Geländerteile, löchrige Wände und blutige Flecken markierten den Weg, den William nach unten genommen hatte. Kristallsplitter des Lüsters übersäten den Boden und glitzerten festlich im Licht, das durch die offene Tür herein strömte, die trunken an einer Angel hing.
„Merde auf Toast“, murmelte Mrs. Figg. Abrupt wandte sie sich mir zu, die schwarzen Johannesbeeraugen immer noch zusammengekniffen. „Wo ist seine Lordschaft?“
„Ah“, sagte ich. Ich sah, dass dies eine zähe Angelegenheit werden würde. Mrs. Figg empfand zwar für die meinsten Leute nur tiefe Missbilligung, doch John war sie treu ergeben. Sie würde alles andere als angetan sein zu hören, dass seine Lordschaft entführt worden war, und zwar von —
„Da wir gerade dabei sind, wo ist mein Bruder?“, erkundigte sich Jenny und sah sich um, als erwartete sie, dass Jamie plötzlich unter der Sitzbank hervorkriechen würde.
„Oh“, sagte ich. „Hm. Nun ja …“ Möglicherweise sogar mehr als zäh. Denn …
„Und wo ist mein lieber William?“, wollte Mrs. Figg wissen und zog die Nase kraus. „Er ist hier gewesen; ich rieche das stinkende Toilettenwasser, das er für seine Wäsche benutzt.“ Missbilligend stieß sie mit der Schuhspitze gegen ein Stück Putz, das sich gelöst hatte.
Ich holte noch einmal tief Luft und klammerte mich fest an die Reste meines Verstandes.
„Mrs. Figg“, sagte ich, „vielleicht wärt Ihr ja so freundlich und würdet uns allen eine Tasse Tee machen?“

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