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Gaudete!

Gaudete!

Heute ist der dritte Sonntag im Advent, den wir Gaudete-Sonntag nennen – freuet Euch! Wir nennen ihn so, weil wir hier im Ernst des Advents innehalten, um eine rosafarbene Kerze anzuzünden – das Licht der Weihnacht ist nicht mehr fern ist, ein Funke in der Nacht, der uns daran erinnert, dass die Liebe lebt.

ETWAS SPÄTER LAGEN wir aneinandergeschmiegt nackt in der kühlen Nacht, ein jeder glücklich in der Körperwärme des anderen. Der Mond senkt sich im Westen, ein schmaler Silberstreif, der die Sterne hell leuchten ließ. Über uns raschelte und murmelte das helle Segeltuch; wir waren von den Düften der Fichten und Eichen und Zypressen umgeben, und ein verirrtes Glühwürmchen, von einer Luftströmung auf Abwege gebracht, landete neben meinem Kopf auf dem Kissen und blieb kurz dort sitzen. In seinem Körper pulsierte ein rhythmisches, kühles grünes Licht.

Oidche mhath, a charaidh“, sagte Jamie zu dem Tier. Es winkte freundlich mit seinen Fühlern und flog davon, um auf das ferne Flackern seiner Kameraden am Boden zuzukreisen.

„Ich wünschte, unser Schlafzimmer könnte so bleiben“, sagte ich wehmütig, während ich zusah, wie sein Rücklicht unten in der Dunkelheit verschwand. „Es ist so schön, Teil der Nacht zu sein.“

„Nicht so sehr, wenn es regnet.“ Jamie hob das Kinn zu unserem Leinendach. „Aber keine Sorge; ich baue ein festes Dach, ehe der Schnee kommt.“

„Da hast du wohl recht“, sagte ich und lachte. „Erinnerst du dich an unsere erste Hütte, als es geregnet hat und das Dach undicht wurde? Du hast darauf bestanden, hinaufzuklettern und es zu reparieren, im strömenden Regen – und splitternackt.“

„Ja, und wessen Schuld war das?“, erkundigte er sich, wenn auch nicht böse. „Du wolltest mich ja nicht im Hemd gehen lassen, was blieb mir also anderes übrig?“

„Da du nicht aus deiner Haut kannst, keine.“ Ich drehte mich um und küsste ihn. „Du schmeckst nach Apfelkuchen. Ist noch etwas übrig?“

„Nein. Aber ich gehe nach unten und hole dir einen Happen.“

Ich legte ihm eine Hand auf den Arm und hielt ihn auf.

„Nein, nicht. Eigentlich habe ich keinen Hunger, und ich würde lieber einfach so bleiben. Mm?“

„Mmpfm.“

Er drehte sich mir zu, dann rutschte er auf das Fußende zu und hob sich zwischen meine Oberschenkel.

„Was machst du da?“, wollte ich wissen, als er es sich gemütlich machte.

„Ich hätte gedacht, das wäre nicht zu übersehen, Sassenach.“

„Aber du hast doch gerade Apfelkuchen gegessen!“

„So sättigend ist er nicht gewesen.“

„Das … war nicht ganz das, was ich gemeint habe …“ Seine Daumen streichelten meine Oberschenkel mit Bedacht, und sein warmer Atem weckte die Härchen an meinem Körper auf verstörende Weise.

„Wenn du Angst vor Krümeln hast, Sassenach – keine Sorge, ich lese sie auf, wenn ich fertig bin. Hast du gesagt, es sind Paviane, die das tun? Oder waren das Flöhe?“

„Ich habe keine Flöhe“, war die geistreichste Antwort, die ich zustande bekam, doch er lachte, stützte seine Schultern auf und machte sich ans Werk.

„Ich mag es, wenn du schreist, Sassenach“, murmelte er etwas später beim Luftholen.

„Es sind Kinder unten!“, zischte ich, die Finger in seinem Haar vergraben.

„Nun, dann versuch doch, wie ein Berglöwe zu klingen …“

 

(Aus „Outlander Buch neun“. Copyright Diana Gabaldon & Barbara Schnell. Bitte achtet das Urheberrecht und verlinkt auf diesen Beitrag, aber kopiert ihn nicht.)