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Gaudete!

Gaudete!

Heute ist der dritte Sonntag im Advent. Heute zünden wir die pinkfarbene Kerze an (obwohl der Pastor in unserer Gemeinde darauf besteht, dass sie „rosé“ ist – er trägt KEINE „pinken“ Gewänder!). Auf Lateinisch heißt dieser Sonntag „Gaudete“ – freut Euch!

Wir sind froh, dass Weihnachten nah ist – trotz des benutzerunfreundlichen Online-Bestellsystems von Target, der Habgier der Versandunternehmen, der Skepsis, mit der ich unserer Post auch nur irgendetwas anvertraue, und des Problems, beim „Jerky of the Month Club“ Dörrfleisch in der richtigen Schärfe auszusuchen … sind wir IMMER NOCH froh, hört Ihr mich?

(Räusper.)

Ich persönlich finde es hilfreich, mich abends (ehe ich zu arbeiten anfange) ein paar Minuten hinzusetzen, den Rosenkranz in der Hand (optional), und eine Dekade zu sprechen (das ist eine Abfolge von Gebeten, ein „Vater unser“, zehn „Ave Maria“ und ein „Ehre sei dem Vater …“, während ich bei jeder Perle an einen Menschen denke, über dessen Existenz ich mich freue, sei es ein Leben lang oder in diesem Moment.

(Am Dritten Sonntag poste ich traditionell Michael McGlynns wundervolles „Gaudete“-Arrangement – hier ist es also, und ich hoffe, es bereitet Euch Freude!)

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Auszug aus dem noch namenlosen Outlander-Buch 10, (c) Diana Gabaldon & Barbara Schnell

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„Was denkst du gerade?“, fragte ich. „Ich weiß, dass es mit William zu tun hat.“

„Oh, aye?“ Er sah mich an, einen Mundwinkel nach oben verzogen. „Und wie sehe ich aus, wenn ich an William denke?“

„Wie ein Mensch, dem man ein Päckchen gegeben hat und der sich nicht sicher ist, ob es etwas Wunderbares ist oder eine Bombe.“

Das brachte ihn zum Lachen, und er legte seinen Arm um mich, zog mich an sich und küsste meine Schläfe. Er roch nach getragenem Leinen, Tinte und Heu und dem kleinen Honigrinnsal, das vorn an seinem Hemd getrocknet war wie winzige Bernsteinperlen.

„Aye, nun ja, man braucht nur einen Blick auf den Jungen zu werfen und weiß, dass er über kurz oder lang explodieren wird“, sagte er. „Ich hoffe nur, dass er sich dabei nicht selbst verletzt.“

„Oder dich.“

Er zuckte ungerührt mit den Schultern.

„Ich bin nicht so leicht zu verletzen, Sassenach.“

„Sagt der Mann mit vier – nein, fünf Einschusslöchern im Pelz, ganz zu schweigen von so vielen Wundnähten, dass sie für einen wilden Quilt reichen würden. Und wenn wir anfangen, die Knochen zu zählen, die du dir angeknackst oder gebrochen hast …“

„Ach, hör auf – ich habe mir noch nie etwas Wichtiges gebrochen, nur hier und da einen Finger. Vielleicht auch die eine oder andere Rippe.“

„Und dein Brustbein und deine linke Kniescheibe.“

Er tat meine Worte mit einem schottischen Laut ab, widersprach aber nicht.

Eine Weile standen wir da, die Arme umeinander gelegt, und lauschten den Geräuschen im Freien. Die kleineren Kinder waren unter Büschen oder in den Wagen ihrer Eltern eingeschlafen, und an die Stelle ihres fröhlichen Kreischens traten Musik und das Lachen der Tanzenden, das Klatschen und Rufen ihrer Zuschauer.

„Er ist zu mir gekommen“, sagte Jamie leise. Er bemühte sich zwar um einen beiläufigen Ton, doch er versuchte nicht länger zu verbergen, was er fühlte.

„Das stimmt“, sagte ich und drückte seinen Arm.

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