Falls Sie dachten, Schriftsteller schreiben nur …
Wieder zu Hause von der DragonCon und mit einer ganz anderen Aufgabe konfrontiert: Der Verlag hat mir sowohl das redigierte Manuskript als auch die Satzfahnen (des Lord-John-Romans) in mein Hotel in Atlanta geschickt, mit der Bitte, beides gleichzeitig zu bearbeiten (ächz!), um Zeit zu sparen. Was theoretisch bedeutet, dass ich das redigierte Manuskript lese und dabei auf etwaige Fragen und Anmerkungen usw. reagiere und dann die Anmerkungen auf die Satzfahnen übertrage, die ich im selben Atemzug korrekturlese, falls sich beim Setzen neue Fehler eingeschlichen haben, und dabei die letzten eckigen Klammern mit den noch fehlenden Resten fülle.
Der Clou dabei ist, dass dies meine erste UND EINZIGE Gelegenheit ist, das Manuskript zu lesen und zu korrigieren, bevor es in Druck geht. Und ich muss bis zum 20. September fertig sein.
Oooookay. Hier also mein Plan:
1. Zuerst die Satzfahnen lesen, und zwar mit Tunnelblick, alle Fehler korrigieren und fragwürdige Stellen oder eckige Klammern markieren, um sie später zu füllen.
2. Dann das redigierte Manuskript lesen und die Satzfahnen daneben legen (hierzu müssen Sie wissen, dass die Seitenzahlen nicht übereinstimmen, weil die Redakteurin mit einem Ausdruck meiner letzten Manuskriptfassung gearbeitet hat, nicht mit einem Ausdruck der Satzfahnen), sämtliche noch offenen Fragen beantworten und alle genehmigten Anmerkungen auf die Satzfahnen übertragen. Das wird am längsten dauern.
3. Gälisch einfügen – davon gibt es reichlich, und da die gälische Sprache den Setzern nicht vertraut ist (das heißt, sie haben keine Ahnung, wie die gälischen Worte aussehen sollten, und buchstabieren sie daher schnell falsch), muss ich diese Stellen in getippter Form anfügen statt handschriftlich (ich weiß aus bitterer Erfahrung, dass Setzer routinemäßig „v“ statt „r“ und „m“ statt „n“ lesen, wenn sie handgeschriebene gälische Einschübe lesen). Also drucke ich jede Stelle einzeln aus und tackere sie an die entsprechende Satzfahne.
4. Zusätzliches Material schreiben, ausdrucken und anfügen: Widmung, Danksagung, Anmerkung der Autorin und Glossar. (Meine Anmerkung habe ich zum Großteil fertig, und die Danksagung im Groben auch. Für die Widmung brauche ich nur ein paar Momente – aber das Glossar muss ich während der beiden ersten Arbeitsschritte zusammentragen und die Wörter beim Lesen notieren). Das Ganze muss dann auch noch korrekturgelesen werden.
5. Sämtliche Notizen der Beta-Leser konsultieren und sicher gehen, dass ich mich um jeden Fehler und um jede Frage gekümmert habe.
6. Falls Zeit ist, danach das ganze verdammte Ding noch einmal lesen. Außerdem, falls Zeit ist, das ganze verdammte Ding kopieren und es von meiner Assistentin gegenlesen lassen, weil ein zusätzliches Augenpaar hilft (nur nicht während der ersten Arbeitsschritte, wo es die Arbeit nur verdoppeln würde).
Das ist das Wichtigste, was während der nächsten Wochen zu tun ist. Andererseits möchte ich aber auch nicht so lange nicht schreiben (und ich möchte mich jetzt wirklich auf Buch Acht stürzen); außerdem ist es kontraproduktiv, zu lange am Stück korrekturzulesen, weil man irgendwann anfängt, zu schnell zu lesen und sich dann einbildet, was auf der Seite steht, statt es zu sehen. Ich habe also vor, immer wieder eine Stunde am Stück korrekturzulesen, möglichst 150 Seiten am Tag zu schaffen (ich schaffe konzentriert etwa dreißig Seiten in der Stunde), und dazwischen zu schreiben. (Außer Buch Acht arbeite ich an einem Essay über „Dr. Who“ für eine kleine Anthologie und an einem Kurzroman über Michael und Joan, dessen Abgabetermin im November ist. Und natürlich fallen immer Dinge für den zweiten Begleitband an …). Außerdem möchte ich wieder in meinen Trainingsrhythmus kommen (das geht normalerweise nicht, wenn ich unterwegs bin, schon gar nicht, wenn ich einen Auftritt nach dem nächsten habe) – fünf Meilen täglich gehen, morgens Gymnastik und Gewichte, abends eine halbe Stunde auf dem Trimmrad oder schwimmen.
Nur falls Sie dachten, Schriftsteller schreiben nur …