Des Herzogs Blickwinkel
Im letzten Auszug aus dem zehnten, noch unfertigen & unveröffentlichten Outlander-Roman, haben wir Claire beim Packen für eine unerwartete Expedition über die Schulter geschaut. Sie denkt dabei an Lord Johns Bruder Hal, den Herzog von Pardloe. Wie es sich herausstellt, packt dieser gerade ebenfalls …
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(c) Diana Gabaldon & Barbara Schnell
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Hal gab es auf, seinen Uniformrock ordentlich zusammenfalten zu wollen – es sah eigentlich ganz einfach aus, wenn sein Kammerdiener es machte, aber wie so viele andere Dinge war es offensichtlich eine Sache der Übung –, und rollte ihn zu einer Art dicker Wurst zusammen, die er in der Mitte faltete und in seine Satteltasche quetschte, ehe er eine lederne Kniehose, ein sauberes Halstuch und die Epauletten mit der Goldspitze obenauf stopfte. Sonst noch etwas?
„Hemd, gottverdammt“, sagte er laut und packte die Vorderseite des Exemplars, das er trug. Leise fluchend durchwühlte er den Schrank nach einem sauberen Rüschenhemd. Die Suche resultierte nicht nur in einem Hemd – noch dazu bereits gefaltet! –, sondern fokussierte seine Gedanken auch so weit, dass er an Strümpfe und Paradestiefel dachte und … was? Es fehlte noch etwas …
„Oh, Halsberge, ja. Darf das nicht vergessen.“ ‚Das‘ lag wie üblich auf seiner Ankleide. Er griff danach und wog die Halsberge in der Hand, wie er es immer tat, ehe er sie anlegte, des haptischen Vergnügens wegen. Solides, glattes, vergoldetes Silber, elegant geschmiedet und mit den Insignien seines Regiments geprägt. Er streckte die Hand aus, um sie in die Satteltasche zu stecken, dann legte er sie stattdessen impulsiv an und schob sie unter das grobe Hemd, das er für die Reise angezogen hatte.
Er holte tief Luft und fand dabei das letzte Quäntchen Mut, das er noch brauchte.
Er schloss die Klappe der Satteltasche, stellte sie mit ihrem Gegenstück an die Tür und setzte sich an seinen Schreibtisch, um seiner Frau zu schreiben.
Ich hatte gehofft, ich könnte Dich mit einer vorzeitigen Rückkehr nach England überraschen, aber die Dinge haben sich anders entwickelt. Ben ist am Leben – doch ich vergesse, Du weißt vermutlich gar nicht, dass er als tot galt. Er ist es nicht. Doch er hat die Seiten gewechselt, und ich muss gehen und –
Er brach ab und beäugte das Papier, während er den Federkiel zwischen den Fingern drehte.
„Und was?“, sagte er laut. Ben eine Standpauke halten? Ihn entführen? Ihn umbringen?
„Weiß der Himmel“, murmelte er und schrieb, die Angelegenheit richten. Ich liebe Dich.
Sein Magen knurrte; er hatte heute noch nichts gegessen, er hatte keinen Hunger gehabt. Er warf einen Blick auf den kleinen Koffer, der auf dem Tisch lag, und das Magenknurren verschwand.
Er wusste, dass alles in Ordnung war, doch er klappte den Koffer dennoch auf, weil er es nicht lassen konnte, alles noch einmal zu prüfen. Die beiden Duellierpistolen lagen unheilvoll glänzend in ihren Lammfellbetten, einander zugewandt wie die Männer, die sie halten würden.
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