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Der vierte Advent – noch eine Woche bis Weihnachten

Der vierte Advent – noch eine Woche bis Weihnachten

Heute ist der vierte Sonntag im Advent. Das bedeutet, dass es noch eine Woche (sieben Tage oder 168 Stunden, wenn Euch das lieber ist) bis Weihnachten ist. Diese Feststellung kann uns mit Glück, Vorfreude und einem allgemeinen Gefühl zufriedenen Wohlwollens erfüllen. Oder … naja, mit Panik und Hysterie, je nachdem. Aber die vierte Kerze an unserem Kranz brennt für den Frieden, und wir können Frieden finden, ganz gleich, was ansonsten vor sich geht. Es ist immer möglich, einen Schritt zur Seite zu treten (wenn auch nur für ein paar Augenblicke), tief durchzuatmen (selbst wenn man im Abort sitzt), das Herz langsamer schlagen zu lassen und die Gedanken zu öffnen. Es spielt keine Rolle, ob Ihr das Gebet nennt oder Meditiation oder einfach Stille. Wenn Ihr dem Frieden Raum gebt, wird der Friede kommen.

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(Aus Outlander Buch neun, Das Schwärmen von tausend Bienen. (c) Diana Gabaldon.)

Roger saß im Abort der Familie, nicht aus körperlicher Notwendigkeit, sondern weil er dringend fünf Minuten für sich brauchte. Er hätte vermutlich auch in den Wald gehen oder einen Moment im Gemüsekeller oder dem Kühlhaus Zuflucht suchen können, aber überall im Haus und in seiner unmittelbaren Umgebung wimmelte es von Menschen, und er brauchte nur diese paar Minuten, um für sich zu sein. Nicht allein – alles andere als das –, aber ohne Menschen.

Davy Caldwell war gestern Abend eingetroffen, zusammen mit Reverend Peterson (aus Savannah) und Reverend Thomas (aus Charles Town). Das Haus war so gut vorbereitet, wie ein halbes Dutzend Frauen es nur bewerkstelligen konnte; die Kirche war geputzt, gelüftet und mit so vielen Blumen geschmückt, dass die Hälfte von Claires Bienen wie kleine Sprühflugzeuge durch die Fenster flogen. Durch die Ritzen in der Wand drangen die Düfte von gegrilltem Schwein, Essig, Krautsalat und gebratenen Zwiebeln herein, so dass sein Magen erwartungsvoll zuckte. Er schloss die Augen und lauschte.

Auf die Geräusche der Festivitäten, die jetzt einen Gang zulegten, das ferne Summen von Menschen, die sich unterhielten, auf die Geigen und Trommeln, die in Claires Garten gestimmt wurden – sogar das laute, nasale Dröhnen eines Dudelsacks irgendwo weiter weg. Das war der alte Charlie Wallace, der den Einmarsch der Priester in die Kirche begleiten würde – und wieder hinaus, nur dass es dann einer mehr sein würde.

Angesichts von Reverend Thomas‘ Ansichten über Musik in der Kirche war er sich unsicher gewesen, was den Dudelsack betraf, aber Jamie – ausgerechnet – hatte gesagt, er wäre nicht der Meinung, dass man den Klang eines Dudelsacks wirklich als Musik bezeichnen könnte.

„Die Menschen tanzen doch sogar dazu“, hatte Brianna belustigt gesagt.

„Aye, nun ja, die Menschen tanzen zu allem, wenn man ihnen genug Schnaps verabreicht“, erwiderte ihr Vater. „Aber die britische Regierung sagt, Dudelsäcke sind eine Kriegswaffe, und ich würde nicht sagen, dass sie da im Unrecht sind. Sagen wir es so, mein Herz – du weißt, dass ich keine Musik höre, aber was der Dudelsack sagt, höre ich gut.“

Roger lächelte, als er das in seiner Erinnerung hörte. Jamie hatte genau so wenig unrecht wie die britische Regierung.

Es passt doch, dachte er und schloss die Augen. Er machte sich keine Illusionen, dass das, was er im Begriff war zu tun, nicht einer – und zwar ein wichtiger – von vielen Schritten auf dem Weg zu einer großen Schlacht war.

Ja, dachte er als Antwort auf eine lautlose Frage, die er schon beantwortet hatte, wieder beantworten würde, wie oft sie auch kam – und er wusste, dass sie kommen würde. Ja, ich habe Angst. Und ja, ich will. Und in der Stille seines schlagenden Herzens verschmolzen alle Geräusche zu großem, alles umfassendem Frieden.

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Ist möglicherweise ein Bild von Blume und Innenbereich