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Wenn man plötzlich Autorin verbannter Bücher ist …

Wenn man plötzlich Autorin verbannter Bücher ist …

Aus Angst vor staatlicher Repression leeren mehr und mehr Lehrer und Lehrerinnen in Florida – teilweise vorauseilend, was ich ihnen nie vorwerfen würde – die Regale ihrer Klassenbüchereien. Unter dem Vorwand, Kinder vor Pornographie zu schützen, arbeitet Floridas Gouverneur Ron de Santis seit über einem Jahr daran, die entsprechende Gesetzgebung zu verschärfen und Bücher, in denen sexuelle Handlungen beschrieben werden oder queere Figuren vorkommen, aus den Schulen zu verbannen.

Zu den verbannten Büchern gehören auch die „Outlander“- und „Lord John“-Romane. Natürlich habe ich zu Hause selber Bücher in meinen Regalen stehen, die ich nicht in Kinderhänden sehen möchte: Recherche-Bücher über mittelalterliche Folter oder antike Medizin zum Beispiel. Das ändert aber nichts an meinem generellen Standpunkt:

Ich finde, dass es Eltern zustehen sollte, bei den Bildungsinhalten ihrer Kinder mitzureden. Vor allem aber finde ich, dass so viele Bücher wie möglich unabhängig von ihrem Inhalt so vielen Menschen wie möglich offen stehen sollten. Und Bibliotheken sind unersetzlich, wenn es gilt, den Lesehunger von Kindern zu stillen.

Wenn Bücher verbannt werden, haben die, die das tun, die betreffenden Werke oft gar nicht gelesen. Sie handeln aufgrund von Dingen, die sie über das Buch gehört haben. Wenn man so etwas beobachtet, ist es fast immer eine Folge von Unwissen und Vorurteilen. Unwissen bekämpft man am besten mit Wissen. Und Bibliotheken sind unersetzlich, wenn es gilt, den Wissensdurst von Kindern zu stillen.

Ich bekomme oft Feedback von Highschool-Schülerinnen, die meine Bücher in der Schulbücherei gefunden haben. Niemand hat sich darüber beschwert, also hat auch niemand die Bücher entfernt, und es scheint die Jugendlichen nicht negativ zu beeinflussen. Ich weiß nicht, ob sie das gleiche aus den Büchern mitnehmen wie ein älterer Leser, aber irgendetwas nehmen sie mit Sicherheit mit.

Ich sehe kein Problem darin, wenn meine Bücher in Highschool-Büchereien stehen, und das tun zu meiner Freude viele davon. Ich glaube nicht, dass „Outlander“ einem Viertklässler schaden würde, weil er einen Großteil der Handlung gar nicht verstehen wird und den Rest wahrscheinlich längst auf Netflix gesehen hat. Er würde nur vermutlich nicht viel davon haben. Obwohl … man weiß nie; ich war neun, als ich „Ivanhoe“ gelesen habe, und ich fand es irre romantisch.

Aber generell halte ich es mit meiner Mutter, die für Menschen, die sich über meine Lektüre empörten, diese Entgegnung hatte: „Wenn sie es versteht, ist sie alt genug, es zu lesen. Und wenn sie es nicht versteht, wird es ihr auch nicht schaden.“

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