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Sag den Bienen, ich bin fort … die königlichen Imker unterrichten die Bienen der Queen von ihrem Tod

Sag den Bienen, ich bin fort … die königlichen Imker unterrichten die Bienen der Queen von ihrem Tod

Weil gestern eine britische Zeitung berichet hat, dass die königlichen Imker den Bienen der Queen von ihrem Tod berichtet haben (und der Artikel diese Tradition ziemlich geringschätzig als „bizarr“ und „obskur“ abgetan hat), dachte ich, ich poste vielleicht ein paar kurze Szenen aus „Das Schwärmen von tausend Bienen“ (das eigentlich „Sag den Bienen, ich bin fort“ heißen müsste), in denen der Brauch beschrieben wird:

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Auszug 1 (aus „Das Schwärmen von tausend Bienen“, © 2021 Diana Gabaldon & Barbara Schnell)

O Gott, Schöpfer aller Wesen, du segnest die Saat, auf dass wir davon profitieren … ist das richtig, profitieren? Ja, ich glaube schon … profitieren mögen. Durch die Fürsprache des … nun, jetzt folgt eine ganze Heerschar von Heiligen, aber verflixt, wenn ich mich an irgendeinen außer Johannes dem Täufer erinnern kann … obwohl, wenn sich irgendjemand mit Honig auskennt, sollte er es sein, nicht wahr? Ich meine, wer Heuschrecken isst und sich in ein Bärenfell kleidet … obwohl ich nicht sagen könnte, warum jemand das an einem so heißen Ort wie dem Heiligen Land tun sollte. Sei‘s drum …“ Seine Augen schlossen sich wieder, und beinahe unbewusst streckte er die Hand in Richtung des Bienenkorbs aus, der in eine Wolke langsam fliegender Biene gehüllt war.

Dank der Fürbitte der Heiligen, wer auch immer die sind, die für uns Fürbitte einlegen, wirst Du gnädig unsere Gebete hören. Segne und heilige diese Bienen hier mit Deinem Mitgefühl, auf dass sie … nun ja“, sagte er. Er öffnete die Augen und sah mich stirnrunzelnd an. „Es heißt reichlich Früchte bringen, obwohl jeder Dummkopf weiß, dass es Honig ist, den man sich reichlich wünscht. Nun denn …“ Seine faltigen Lider schlossen sich erneut in Richtung des erlöschenden Sonnenlichts, und er schloss, „für die Schönheit und zum Schmuck Deines heiligen Tempels und für unseren bescheidenen Nutzen.“

Er ließ die Hand sinken und wandte sich mir zu. „Es folgt noch ein bisschen, aber das im Kern ist es das. Worauf es hinausläuft, ist, dass Ihr Eure Bienen segnen könnt, wie auch immer es Euch richtig erscheint. Wichtig ist nur – und vielleicht wisst Ihr das schon –, dass Ihr regelmäßig mit ihnen sprecht.“

„Über irgendetwas Bestimmtes?“, fragte ich argwöhnisch. Ich schloss und öffnete meine Finger und versuchte, mich zu erinnern, ob ich je ein Gespräch mit meinen bisherigen Bienenvölkern geführt hatte.

Vermutlich ja, aber nicht bewusst. Wie die meisten Gärtner hatte ich die Angewohnheit, inmitten der Kräuter und Gemüsepflanzen vor mich hin zu murmeln, auf Insekten und Kaninchen zu schimpfen und die Pflanzen zu ermahnen. Weiß Gott, was ich dabei zu den Bienen gesagt haben mochte …

„Bienen sind sehr gesellig“, erklärte Myers und blies eins der Tiere sacht von seinem Handrücken fort. „Und sie sind neugierig, was ja zu Tieren passt, die ständig unterwegs sind und mit den Pollen Neuigkeiten sammeln. Also erzählt man ihnen, was passiert – wenn jemand zu Besuch kommt, wenn ein neues Baby geboren wird, wenn sich jemand neu ansiedelt oder ein Siedler wegzieht – oder stirbt. Wenn nämlich jemand geht oder stirbt“, erklärte er und strich mir eine Biene von der Schulter, „und man es den Bienen nicht erzählt, sind sie beleidigt, und der ganze Schwarm fliegt einfach fort.“

Was das Sammeln von Neuigkeiten betraf, so konnte ich diverse Ähnlichkeiten zwischen John Quincy Myers und einer Biene sehen, und ich lächelte bei diesem Gedanken. Ich fragte mich, ob er wohl beleidigt wäre, wenn er herausfand, dass man ihm eine pikante Geschichte vorenthalten hatte, doch eigentlich glaubte ich nicht, dass jemand so etwas tat. Er hatte eine Sanftheit an sich, die einlud, ihm zu vertrauen, und ich war mir sicher, dass er die Geheimnisse vieler Menschen bewahrte.

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Auszug 2 (aus „Das Schwärmen von tausend Bienen“, © 2021 Diana Gabaldon & Barbara Schnell; Achtung Spoiler, falls Ihr noch auf das Taschenbuch wartet)

Wir gingen langsam über den Pfad nach Hause. Wortlos, doch wir berührten uns sacht im Gehen.

Als wir uns dem Garten näherten, blieb ich stehen.

„Ich … ich hole ein paar …“ Ich winkte vage in Richtung der Palisaden. Was?, fragte ich mich. Was konnte ich pflücken oder ausgraben, um einen Verband für ein tödlich verwundetes Herz zu fertigen?

Jamie nickte, dann nahm er mich in die Arme und küsste mich. Trat zurück und legte mir die Hand auf die Wange, sah mich an, als wollte er sich einprägen, wie ich aussah, dann wandte er sich ab und ging weiter hinunter.

In Wahrheit brauchte ich nichts aus dem Garten außer, darin allein zu sein.

Eine Weile stand ich einfach nur da und ließ die Stille, die niemals still ist, in mich ein; das Wogen und Seufzen des nahen Waldes, durch den der Wind wehte, das ferne Geplauder der Vögel, die Rufe der kleinen Kröten am Bach. Das Gefühl, dass die Pflanzen miteinander redeten.

Es war später Nachmittag, und die Sonne leuchtete tief durch den Wildzaun und warf Licht und Schatten durch die Bohnenranken auf das Strohgeflecht des Bienenkorbes, das Kommen und Gehen der Bienen, träge und anmutig.

Ich streckte die Hand aus und legte eine Hand auf den Bienenstock, um den tiefen Wohlklang der Vorgänge in seinem Inneren zu spüren. Amy Higgins ist fort – ist tot. Ihr kennt sie – ihr Vorgarten ist voller Stockrosen, und sie hat – hatte – Jasmin vor ihrem Kuhstall und daneben einen schönen Hartriegelstrauch.

Reglos stand ich da und ließ die Vibrationen des Lebens in meine Hand steigen, bis sie mein Herz mit der Kraft transparenter Flügel berührten.

Ihre Blumen sind noch da.

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Danke an Ember Farstriker für das wunderbare Foto.

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