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Noch 13 Tage / Daily Lines

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Draußen hatte es endlich aufgehört zu regnen, doch die Pflanzen trugen eine solche Wasserlast, dass seine Strümpfe allein davon triefend nass wurden, dass er das Gras am Wegrand streifte.
Quinn war unterwegs, hatte aber nicht gesagt, wohin er ging – und Grey hätte sich dem Iren ohnehin nicht anvertraut. Auch Tom war verschwunden; Mr. Beckett hatte eine hübsche Tochter, die im Schankraum bediente, doch sie war fort, und ihre Mutter war an ihre Stelle gerückt. Nicht, dass es Grey störte, doch er hätte gern jemanden gehabt, mit dem er seine Sorge um Jamie Frasers fortdauernde Abwesenheit teilen konnte.
Natürlich konnte man dafür exzellente Gründe anführen. Möglich, dass Siverly von dem Gedicht – oder von Fraser – so fasziniert war, dass er ihn eingeladen hatte, zum Abendessen zu bleiben, um das Gespräch fortzusetzen. Das war wohl die beste anzunehmende Möglichkeit, dachte Grey.
Weniger gut, aber immer noch akzeptabel, war die Möglichkeit – angesichts des Zustands der Straßen konnte man auch getrost Wahrscheinlichkeit sagen –, das Frasers Pferd ein Eisen verloren oder sich auf dem Rückweg vertreten hatte und dass es im Schritt geführt, zum Schmied gebracht oder schlimmstenfalls erschossen werden musste. Sie hatten die gemieteten Pferde zurückgeschickt; Fraser ritt einen Klepper, den sie sich von Mr. Beckett geliehen hatten.
Grey ging seine Liste zunehmend trostloser Möglichkeiten weiter durch, dachte an Straßenräuber, die durch das Pferd angelockt wurden (wohl kaum, das Tier sah aus wie eine Kuh, und zwar eine betagte Kuh), dann die prunkvolle Weste bemerkt und Fraser schließlich erschossen hatten, weil er nicht mit Geld dienen konnte. (Er hätte darauf bestehen sollen, dass Fraser Geld bekam; es war nicht recht, ihn mittellos zu halten.) Ein ungewöhnlich großes Schlammloch hatte ihn gezwungen, die Straße zu verlassen, woraufhin er in ein Schwingmoor gefallen war, das ihn prompt mitsamt des Pferdes verschlungen hatte. Ein plötzlicher Schlaganfall – Fraser hatte einmal erwähnt, dass sein Vater an einem Schlaganfall gestorben war. Waren solche Dinge erblich?
„Oder vielleicht ist ja auch eine Gans vom Himmel gefallen und hat ihn am Kopf getroffen“, brummte er und trat nach einem Stein auf dem Weg. Er schoss in die Luft, traf einen Zaunpfahl, prallte zurück und prallte ihm schmerzhaft vor das Schienbein.

(„Die Fackeln der Freiheit“, copyright Diana Gabaldon und Barbara Schnell)