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Für Maril Davis & William Shatner: Happy Hannukah!

Für Maril Davis & William Shatner: Happy Hannukah!

Sessel wurden ins Freie gebracht, noch mehr Whisky, eine Platte mit Häppchen erschien wie von Zauberhand, Kerzen wurden angezündet – und plötzlich herrschte Feierstimmung, die auf einer höheren Ebene dieselbe nervöse Festlichkeit ausstrahlte, die sich auch unten auf der Wiese fand. In der Ferne erklang Musik; eine Blechflöte, die einen Tanz spielte.

Roger ließ das alles über sich hinwegspülen und genoss das kurze Gefühl der Entspannung, das Gefühl, für nichts verantwortlich zu sein. Nur heute Abend brauchte er sich um nichts zu sorgen; alle waren zusammen, in Sicherheit, satt und für die Reise am Morgen bereit.

Er brauchte sich nicht einmal darum zu kümmern, das Gespräch in Gang zu halten; Tom Christie und Jocasta diskutierten leidenschaftlich über die literarischen Kreise Edinburghs und ein Buch, von dem er noch nie gehört hatte; Duncan, der so benebelt aussah, als würde er jeden Moment von seinem Sessel rutschen, warf dann und wann eine Bemerkung ein, und der alte Arch – wo war Arch? Oh, dort, auf dem Rückweg zur Wiese. Zweifellos war ihm in letzter Minute noch etwas eingefallen, was er jemandem sagen musste.

Er pries Jamie Fraser dafür, dass er so vorausschauend gewesen war, Arch und Tom mit ihm zusammen zu schicken. Die beiden hatten ihn vor einer ganzen Reihe von Blamagen bewahrt, sich um die zehntausend notwendigen Details gekümmert und die Ängste der neuen Pächter vor ihrem jüngsten Sturz ins Unbekannte beschwichtigt.

Er holte tief und zufrieden Luft. Es roch heimelig nach Lagerfeuern in der Ferne und nach dem Abendessen, dass in der Nähe gebraten wurde – und erinnerte sich verspätet an das eine kleine Detail, dessen Wohlergehen immer noch allein seine Sorge war.

Er entschuldigte sich, ging ins Haus und fand Jem unten in der Hauptküche, wo er es sich in der Ecke einer Kaminbank gemütlich gemacht hatte und Brotpudding mit geschmolzener Butter und Ahornsirup aß.

“Das ist doch niemals dein Abendessen, oder?”, fragte er und setzte sich neben seinen Sohn.
“Ah-hah. Auch, Papa?” Jem hielt ihm seinen triefenden Löffel entgegen, und er beugte sich hastig nieder, um den Inhalt zu essen, bevor er herunterfiel. Er war köstlich und zerging himmlisch süß und sahnig auf der Zunge.

“Mmm”, sagte er und schluckte. “Nun ja, davon erzählen wir Mami oder Oma lieber nichts, ja? Sie haben diese merkwürdige Vorliebe für Fleisch und Gemüse.”

Jem nickte einverstanden und bot ihm noch einen Löffel an. Zusammen leerten sie das Schüsselchen in kameradschaftlichem Schweigen. Danach kroch Jem auf seinen Schoß, lehnte sein klebriges Gesicht an Rogers Brust und schlief fest ein.

Dienstboten huschten um sie herum und lächelten ab und zu freundlich. Er sollte, dachte er vage, aufstehen. Das Abendessen würde jeden Moment serviert werden – er sah, wie Platten kunstvoll mit gebratener Ente und Hammel belegt wurden, wie Berge von lockerem, dampfenden, in Sauce getränktem Reis in Schüsseln gefüllt wurden und ein gigantischer grüner Salat mit Essig überträufelt wurde.

Voller Whisky, Brotpudding und Zufriedenheit blieb er jedoch sitzen und schob die Notwendigkeit, sich von Jem zu trennen und dem Frieden ein Ende zu setzen, den er empfand, als er seinen Sohn so im Arm hielt, immer weiter auf.

Aus: „Ein Hauch von Schnell und Asche“, (c) Diana Gabaldon & Barbara Schnell