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Buch oder TV? Die Sache mit der Szene im Stall …

Buch oder TV? Die Sache mit der Szene im Stall …

(Aus: Outlander Band 5, Das flammende Kreuz. © Diana Gabaldon & Barbara Schnell. Bitte respektiert das Urheberrecht und verlinkt auf diesen Beitrag, aber kopiert ihn nicht.)

 

Zu Jamies Erleichterung ging die Trauung ohne weitere Schwierigkeiten vonstatten. Die Zeremonie — die auf Französisch abgehalten wurde — fand in Jocastas kleinem Wohnzimmer in der ersten Etage statt, und ihr wohnten nur das Brautpaar, der Priester, er selbst und Claire als Zeugen sowie Brianna und ihr Mann bei. Jemmy war ebenfalls dabei gewesen, doch er zählte kaum, da er den Gottesdienst verschlafen hatte.

Duncan war bleich, aber gefasst gewesen, und seine Tante hatte ihr Gelöbnis mit fester Stimme und ohne jede Spur von Zögern abgelegt. Brianna, die selbst erst vor Kurzem geheiratet hatte und daher zur Sentimentalität neigte, hatte mit feuchten Augen zugeschaut und ihrem Mann fest den Arm gedrückt, und Roger Mac hatte zärtlich auf sie hinab geblickt. Obwohl er wusste, was er von dieser Ehe zu halten hatte, hatte das Sakrament auch ihn nicht ungerührt gelassen, und er hatte Claires Finger an seine Lippen geführt und sie kurz mit einem leichten Kuss gestreift, als der fette, kleine Priester den Segen anstimmte.

Als dann die Formalitäten abgeschlossen und die Heiratsurkunden unterzeichnet waren, waren sie alle die Treppe hinunter gestiegen, um mit den Gästen auf der Terrasse ein reichhaltiges Hochzeitsdinner bei Fackelschein zu sich zu nehmen. Das Licht der hohen Flammen hatte sich über eine reiche Tafel ergossen, die unter dem Reichtum von River Run ächzte.

Er nahm sich ein Glas Wein von einem der Tische und lehnte sich mit dem Rücken an die niedrige Terrassenbrüstung, während die Anspannung des Tages spürbar von ihm wich. Ein Problem weniger.

Die Sklavin Betty schlief immer noch wie ein niedergeknüppelter Ochse, doch für den Augenblick war sie nicht in Gefahr. Sonst war niemand vergiftet gefunden worden, daher war es also wahrscheinlich, dass sie die Droge selbst genommen hatte. Der alte Ninian und Barlow waren beide fast genau so hinüber wie die Magd und stellten daher weder füreinander noch für sonst jemanden eine Bedrohung dar. Und was auch immer Husband und seine Regulatoren im Schilde führten, sie trieben es in sicherer Entfernung. Jamie fühlte sich angenehm leicht, der Verantwortung enthoben und bereit, sich der Erholung zu widmen.

Er hob sein Glas automatisch zum Salut, als Caswell und Hunter vorbei gingen, die einander die Köpfe in ernstem Diskurs zugewandt hatten. Doch ihm stand der Sinn nicht nach politischer Konversation; er erhob sich, wandte sich ab und bahnte sich seinen Weg durch die Menge am Büffet.

Was er wirklich wollte, war seine Frau. Es war zwar noch früh, doch der Himmel war schon dunkel, und unter den hohen Flammen der Fackeln breitete sich unbekümmerte Feierstimmung im Haus und auf der Terrasse auf. Die Luft war kalt, und als jetzt der gute Wein durch sein Blut pulsierte, besannen sich seine Hände der warmen Haut unter ihrem Rock, vorhin im Eichenhain — weich und üppig wie ein aufgesprungener Pfirsich in seiner Handfläche, sonnengereift und saftig.

Er begehrte sie sehr.

Da. Am Ende der Terrasse, die Wellen ihres Haars, die unter diesem lächerlichen Stückchen Spitze hochgesteckt waren und vom Fackelschein erleuchtet wurden. Seine Finger zuckten; wenn er erst mit ihr allein war, würde er ihr die Haarnadeln heraus ziehen, eine nach der anderen, und ihr das Haar mit den Händen auf dem Kopf auftürmen, nur um des Vergnügens willen, es dann wieder lose über ihren Rücken fallen zu lassen.

Sie lachte über irgendetwas, das Lloyd Stanhope gesagt hatte, ein Glas in der Hand. Ihr Gesicht war vom Wein leicht errötet, und dieser Anblick erfüllte ihn mit einer angenehmen, nervösen Vorfreude.

Wenn er mit ihr zu Bett ging, konnte ihn von großer Zärtlichkeit bis hin zu völligem Aufruhr alles erwarten, doch sie zu nehmen, wenn sie ein wenig betrunken war, war ihm immer eine besondere Lust.

Unter dem Einfluss des Alkohols nahm sie weniger Rücksicht auf ihn als gewöhnlich; völlig hemmungslos, hatte sie dann nur noch ihr eigenes Vergnügen im Sinn und kratzte und biss ihn — und flehte ihn an, es genau so zu machen. Er liebte das Gefühl der Macht, die ihm dies verlieh, die prickelnde Wahl, sich sogleich in animalischer Lust mit ihr zu vereinen oder sich — für eine Weile — zu kontrollieren und nach Lust und Laune mit ihr zu verfahren.

Er nippte seinerseits an seinem Wein, kostete das seltene Vergnügen aus, einen anständigen Tropfen zu trinken, und beobachtete sie dabei heimlich. Sie bildete das Zentrum einer Traube von Herren, mit denen sie gerade ein lustvolles Wortgefecht zu führen schien. Ein oder zwei Gläser lösten ihr — wie auch ihm — die Zunge und machten ihren Verstand geschmeidig. Noch ein paar Gläser, und ihr Leuchten würde sich in Glut verwandeln. Es war noch früh, und das eigentliche Fest hatte kaum begonnen.

Er fing einen kurzen Blick von ihr auf und lächelte. Er fasste sein Glas am Kelch an, und seine Finger schmiegten sich um das glatte Glas. Sein Daumen bewegte sich langsam darüber, so als wäre es ihre Brust. Sie sah es und verstand. Sie sah ihn mit kokett gesenkten Wimpern an und wandte sich mit noch röterem Gesicht wieder ihrer Unterhaltung zu.

Mit ihr zu schlafen, wenn sie etwas getrunken hatte, war wunderbar paradox: Während sie ihn einerseits nur noch als Mittel zum Zweck ihrer eigenen Empfindungen wahrnahm, vergaß sie andererseits aber auch jeden Selbstschutz und lag damit vollständig vor ihm bloß. Er konnte sie aufreizen und liebkosen oder sie weich kneten wie Butter, sie zur Ekstase bringen, bis sie keuchend und schlaff unter ihm lag, auf sein Erbarmen angewiesen.

Sie setzte ihren Fächer ausgesprochen wirkungsvoll ein, blickte mit weit geöffneten Augen über seine Kante hinweg und täuschte Schockiertheit über irgendetwas vor, das dieser Sodomit Forbes gesagt hatte. Er fuhr sich nachdenklich mit der Zunge über die empfindliche Kante seiner Unterlippe und schmeckte in der Erinnerung silbern-süßes Blut. Erbarmen? Nein, das würde er nicht haben.

Als er diesen Entschluss gefällt hatte, wandte er seine Gedanken dem praktischeren Problem zu, eine Stelle zu finden, die hinreichend abgeschieden für die Durchführung dieses packenden Plans war, wurde jedoch unterbrochen, als Milford Lyon zu ihm trat, ein Mann, der einen aalglatten und überheblichen Eindruck machte. Er war dem Herrn vorgestellt worden, wusste jedoch nicht viel von ihm.

„Mr. Fraser. Habt Ihr einen Augenblick Zeit, Sir?“

„Stets zu Diensten, Sir.“

Er wandte sich kurz ab, um sein Glas abzustellen, und eine kleine Gewichtsverlagerung reichte aus, um sein Plaid diskret zurecht zu rücken. Er war froh, dass er keine enge Satinhose trug wie Wylie, dieser Geck. Er fand diese Hosen unanständig, und furchtbar unbequem dazu. Gott, man lief damit ja Gefahr, in Damengesellschaft allmählich entmannt zu werden, wenn man nicht von Natur aus Eunuch war — und das war Wylie eindeutig nicht, dachte er grimmig, trotz seines Puders und seiner Pflästerchen. Doch ein gegürtetes Plaid konnte eine ganze Reihe von Sünden verbergen — oder zumindest einen Dolch und eine Pistole, ganz zu schweigen von einem zufälligen Ständer.