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Buch Neun wünscht einen schönen Vatertag :-)

Buch Neun wünscht einen schönen Vatertag 🙂

Das Treppenhaus im ersten Stock. Eine breite, quadratische, offene Treppe führte dort hinauf. Über ihnen ragte das Dach weit in die Höhe, und der Treppenaufgang war an drei Seiten von einer Galerie umgeben. Eine Wand hatte hohe Fenster, an den anderen hingen diverse Porträts.

„Isobel hat mir erzählt, dass dieses Bild kurz nach Genevas Hochzeit gemalt wurde“, hatte Lord John gesagt und kopfnickend auf das Porträt einer sehr schönen jungen Frau gezeigt. Der Maler war nicht besonders kunstfertig gewesen – das Haar der Frau war einfach dunkel, die Farbe irgendwo zwischen braun und schwarz, und ihr Kleid war unbeholfen dargestellt – doch William erkannte ihr Gesicht; das Gesicht, das er jahrelang jeden Tag auf einer Miniatur gesehen hatte, die er von zu Hause mit nach London genommen hatte, zur Schule und selbst auf die Plantage in Virginia.

Er glaubte, dass der Maler sie vielleicht geliebt hatte, sich zumindest zu ihr hingezogen gefühlt hatte; dass Gesicht war mit Sorgfalt und Gefühl gemalt.

„Jemand hat mir gesagt, ich hätte ihren Mund“, sagte er, leise, wie um sie nicht zu erschrecken.

„Das stimmt“, sagte Lord John und zog eine Augenbraue hoch. „Wer hat dir das gesagt?“

„Mutter Isobel.“ Er wandte sich von dem Porträt ab und fühlte sich plötzlich verstört. „Es kommt mir seltsam vor, sie – Mutter Geneva – hier ganz allein zu sehen.“ In Helwater gab es mehrere Porträts von ihr – doch es waren immer Porträts, die sie zusammen mit ihrer jüngeren Schwester zeigten, mit ihren Eltern. Selbst die Bilder, die nur sie zeigten, hingen immer neben ähnlichen Bildern von Isobel.

„Das stimmt ebenfalls.“ Auch Lord John sprach leise. Es war still wie in einer Kirche hier oben auf der Galerie, eine Illusion, die durch die hohen, stillen Fenster mit ihren Buntglasrändern noch verstärkt wurde. Und durch die Tatsache, dass alle Personen auf diesen Bildern tot sind …

Ruhelos wandte er sich ab, der gegenüberliegenden Wand zu, über das offene Treppenhaus hinweg. Dort wurde die Wand von einem großen Porträt eines älteren Herrn beherrscht, der eine formelle Perücke und die Gewänder eines Grafen trug. Für sein Alter sah er gar nicht schlecht aus, dachte William. Seiner Miene nach allerdings ein etwas zäher Brocken. Bei diesem Gedanken musste William lächeln.

„Das ist er, nicht wahr? Mein Vater?“

„Der Achte Graf von Ellesmere“, sagte Lord John und nickte in Richtung des Porträts. „Dieses Bild wurde vielleicht zehn Jahre vor seinem Tod gemalt.“

Sein Vater … er hielt inne, denn es fühlte sich merkwürdig an. Hier stand er mit seinem Vater, dem einzigen Vater, den er je gekannt hatte, und sprach über seinen tatsächlichen Vater, dem er nie begegnet war. Und über den er wohl auch niemals ernsthaft etwas erfahren würde. Er warf Lord John einen Blick zu.

„Was … war er für ein Mensch? Hast du ihn gekannt?“

Lord John spitzte die Lippen und schüttelte den Kopf.

„Ich bin ihm einmal in London begegnet, vor vielen Jahren. Wir sind bei irgendeinem Ball im Garten aufeinandergetroffen und haben uns kurz unterhalten.“ Er hielt inne und runzelte nachdenklich die Stirn, dann sah er William mit einem kleinen Lächeln an.

„Fast hätte ich gesagt ‚wie man sich mit einem völlig Fremden unter solchen Umständen unterhält‘, aber … das war es wirklich nicht. Er …“ Wieder wies er kopfnickend auf das Porträt. „Er hielt nicht viel von Höflichkeiten. Die Manieren bei Hofe sind, wie du bald feststellen wirst, nur dazu da, zu verbergen, was man wirklich denkt. Aber der alte Rudyard war ein Mensch, der sich nicht die geringste Mühe gegeben hat, zu verbergen, was er dachte. Niemals.“

Das klang vielversprechend, aber William zog nur eine Augenbraue hoch, weil er den Gedankengang seines Vaters nicht mit einer direkten Frage unterbrechen wollte. Lord John bemerkte seine Miene, und zu Williams Überraschung lachte er.

„Er mochte Frauen“, sagte Lord John. „Im körperlichen Sinne; er war nicht die Sorte Mann, die Freundschaft mit Frauen schließt. Das erste, was er zu mir gesagt hat, war: ‘Seht Ihr die mit dem violetten Kleid? Meint Ihr, ihr Busen ist echt?“

„War er echt?“

Lord John hüstelte zurückhaltend.

„Ich habe die Meinung geäußert, dass sie mehr davon zeigen würde, wenn er echt wäre. Er war derselben Ansicht, und wir haben einige unterhaltsame Augenblicke mit der unverblümten Beurteilung der anderen Gäste zugebracht, bis unsere Gastgeberin erschien und mich entführte, damit ich mit jemandem tanze.“

 

 

© Diana Gabaldon & Barbara Schnell. Aus „Outlander“ Band Neun. Nein, es ist noch nicht fertig, nein, wir wissen noch nicht, wann oder wie viele Seiten es haben wird 🙂 Bitte verlinkt auf diesen Beitrag, aber kopiert ihn nicht.