Am 6. März 1988 habe ich also angefangen, ein Buch zu schreiben …
Antworten auf DIE Fragen, die mir jeder stellt:
Wie ist Ihnen denn die Idee für diese Bücher gekommen?
Falls Sie damit meinen, wie bin ich darauf gekommen, ein Buch zu schreiben – ich habe immer schon gewusst, dass ich dazu geboren bin, Romane zu schreiben; ich wusste nur nicht, wie. Schließlich habe ich beschlossen, es zu versuchen, und glücklicherweise hat sich herausgestellt, dass ich es ganz gut kann.
Falls Sie meinen, wie ich darauf gekommen bin, Bücher zu schreiben, die in Schottland spielen, ansonsten aber jeder Beschreibung spotten – das ist einfach so passiert. Ich dachte mir, ich könnte ja ein Buch zum Üben schreiben, einfach nur, um zu lernen, wie es geht, und vielleicht wäre ja ein historischer Roman am einfachsten; schließlich war ich ja Professorin – ich wusste also, was man mit einer Bibliothek anfängt. Wo sollte also dieses Übungsbuch spielen?
Nun, zufälligerweise habe ich in einer schwachen Stunde die Wiederholung einer „Dr. Who“-Folge gesehen und war ganz gepackt von einer Figur – einem jungen Schotten aus dem Jahr 1745, der im Kilt auftrat*. „Das ist ja cool“, habe ich gesagt. „Okay, warum nicht? Schottland, achtzehntes Jahrhundert.“ Damit habe ich also angefangen, ohne irgendetwas über Schottland und das achtzehnte Jahrhundert zu wissen, ohne Handlung, ohne Entwurf, ohne Figuren – alles, was ich hatte, waren die reichlich vagen Bilder, die ein Mann im Kilt heraufbeschworen hatte (andererseits natürlich auch ein sehr eindrucksvolles Bild).
* Der junge Mann war eine Figur namens Jamie MacCrimmon, die von Frazer Hines gespielt wurde. Abgesehen von seinem Kilt und seinem Vornamen (den ich als Verbeugung vor Jamies schottischen Ursprüngen benutzt habe) gibt es keine Ähnlichkeit zwischen Jamie MacCrimmon und James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser (siehe auch das Foto das mich mit Jamie-Darsteller Sam Heughan und Jamie-Inspiration Frazer Hines zeigt. Und nein, Frazer hat tatsächlich nichts mit Jamies Nachnamen zu tun. Da unser Lokalsender grundsätzlich den Nachspann der „Dr. Who“-Folgen abgeschnitten hat, um Spendenaufrufe zu senden, habe ich den Namen des Schauspielers erst Jahre später erfahren, nachdem das erste Buch erschienen war. Dann habe ich Frazer aber ein Exemplar geschickt und mich für den Kilt bedankt).
Haben Sie damit gerechnet, dass Ihre Bücher so erfolgreich sein würden?
Überhaupt nicht. Ich hatte gar nicht vor, meinen Erstling jemandem zu zeigen, geschweige denn zu versuchen, einen Verlag dafür zu finden. Aber manche Dinge passieren einfach, und ich bin sehr dankbar, dass es so gekommen ist.
Wie lange brauchen Sie, um ein Buch zu schreiben?
Das kommt auf das Buch an. Ich brauche ungefähr drei Jahre, um einen der Jamie-und-Claire-Romane zu schreiben. Sie sind umfangreich und komplex, und die Recherchen sind sehr umfangreich. Die Lord-John-Romane sind deutlich kürzer und weniger weitreichend; das schaffe ich in einem Jahr.
Wie sind Sie von einer Wissenschaftlerin zur Schriftstellerin geworden?
Habe ein Buch geschrieben. Zum Glück braucht man dazu keinen Führerschein.
Woher kam die Idee, einen Zeitreiseroman zu schreiben?
Eigentlich sollte „Feuer und Stein“ ein ganz normaler historischer Roman werden, aber als Claire die Bühne betreten hat (nach ungefähr drei Tagen – es war die erste Begegnung mit Dougal und den anderen in der Bauernkate), hat sie einfach nicht mitgemacht. Dougal hat sie gefragt, wer sie war, und ohne dass ich mir einen Gedanken darüber gemacht hätte, wer sie sein sollte, hat sie sich aufgerichtet, ihn kampflustig angesehen und gesagt: „Claire Elizabeth Beauchamp. Und wer zum Teufel sind Sie?“ Dann hat sie die Geschichte prompt selber in die Hand genommen und sie mit ihren typischen modernen Frotzeleien weitererzählt. Woraufhin ich mit den Schultern gezuckt und gesagt habe: „Schön. Dieses Buch bekommt sowieso niemand zu sehen, also ist es egal, wie bizarr ich es schreibe – sei also modern, wenn’s dir Spaß macht, ich überlege mir dann später, wie du da hingekommen bist.“ Die Zeitreise war also ganz allein ihre Schuld.
Wie kam es dann zur Veröffentlichung?
Ich habe im CompuServe Literary Forum eine Szene gepostet, um einen Streit mit einem Mann zu gewinnen, der meinte, er weiß, wie es sich anfühlt, wenn man schwanger ist. Viele Leute, die den Streit verfolgt hatten, haben die Szene gelesen (es ist die Stelle in „Feuer und Stein“, in der Jenny es Jamie beschreibt), und alle haben gesagt, hey, das ist gut! Was ist das, und wo gibt es mehr davon? Also habe ich noch mehr gepostet, und die Leute haben es gelesen, und irgendwann hat mir John Stith, eine Science-Fiction-Autor, angeboten, mich seinem Agenten vorzustellen, von dem ich schon viel Gutes gehört hatte.
Der Agent hat mich auf der Basis eines halb fertigen Manuskripts unter Vertrag genommen, und als es fertig war, hat er es an fünf Verlagslektoren geschickt, von denen er meinte, es könnte ihnen gefallen. Vier Tage später hatten drei von ihnen zurückgerufen, weil sie es haben wollten, und los ging’s.
Ich habe ihm gesagt, dass mir am Ende von „Feuer und Stein“ klar war, dass das noch nicht alles war, dass ich aber dachte, ich höre besser auf, solange ich das Manuskript noch tragen kann. Also hat er den interessierten Verlagen gesagt, dass es noch mehr davon gibt, und Delacorte hat gesagt: „Trilogien sind im Moment ziemlich beliebt; ob sie auch drei schreiben könnte?“ Da er ein guter Agent war, hat er gesagt: „Da bin ich mir sicher.“ Also habe ich einen Vertrag über drei Bücher bekommen, und bing! war ich Schriftstellerin.
Das Ganze – die Posts und Gespräche im Forum und die Agentensuche – hat online fast ein Jahr gedauert; ich habe es hier nur aus Platzgründen kondensiert.
© Diana Gabaldon & Barbara Schnell. Bitte verlinkt auf diesen Beitrag, aber kopiert ihn nicht.