Und was kommt jetzt?
Einer englischsprachigen Leserin, die während der letzten Jahre die „Daily Lines“* verfolgt hat, ist aufgefallen, dass es nicht alle dieser kurzen Auszüge, die ich auf Facebook und Twitter poste, auch tatsächlich ins aktuelle Buch geschafft haben. Nun möchte sie wissen, was ich mit diesen „Resten“ anfange bzw. wieviel von Buch Neun ich damit schon fertig habe.
Das nächste Buch (Bücher?). Ich habe keine Ahnung, wieviel davon schon existiert. Nur Schnipsel von Buch Neun, da bin ich mir sicher – plus ein hilfreiches „Was ich weiß“, das ich sofort nach der Fertigstellung von SCHATTEN geschrieben habe, über die Handlungsfäden, die noch offen sind. Bin bis jetzt ich noch nicht einmal dazu gekommen, meine “Masterdatei“ zu durchforsten und die übrig gebliebenen Szenen in JAMIE9 zu verschieben (das allein ist Arbeit für zwei Tage). Das nächste, was ich tun würde, ist, meine wichtigsten Referenz-Regale durchzugehen, sie abzustauben und aufzuräumen und dabei das „Kern“-Regal für Buch Neun zusammenzustellen – bei jedem Buch ist es so: ganz gleich, wie viele Quellen man während der Arbeit konsultiert, am Ende hat man vielleicht fünf Bücher, die SEHR hilfreich/relevant sind und die man häufig benutzt, und vielleicht noch weitere fünf bis zehn, die man gern greifbar hat und die zwar inhaltlich eingeschränkter, aber trotzdem wichtig sind. Ich habe ein Regal für diese „Kern-Quellen“ reserviert und statte es neu aus, wenn ich ernsthaft mit der Arbeit an einem neuen Roman beginne, und füge neue Quellen hinzu, wenn ich welche finde. Dann würde ich die relevanten Teile des ALMANAC OF THE AMERICAN REVOLUTION lesen – ein SEHR nützliches Buch, das aus kurzen Notizen besteht, die alles erfassen, was sich an einem Tag überall zugetragen hat und von Bedeutung für die Revolution war. Das ist das Grundgerüst einer historischen Zeitschiene (die ich immer im Kopf habe und die sich im Lauf eines Buches immer weiter entwickelt). Vermutlich schreibe ich auch das eine oder andere, während ich diese organisatorischen Dinge erledige, aber das ist alles noch zufällig und hat nichts mit dem Mammutprogramm zu tun, das auf mich zukommt, wenn es Ernst wird mit einem Buch.
Dann gibt es schon eine MENGE von DER MAGISCHE STEINKREIS II. Damit habe ich während der letzten zwei, drei Jahre nebenbei herumgespielt, und das meiste davon ist DA, wenn es auch noch nicht seine endgültige, ordentliche Form hat. Ich muss noch zwar ein paar Kapitel schreiben – die detaillierte Inhaltsangabe für EIN SCHATTEN VON VERRAT UND LIEBE ist das erste, was mir einfällt, aber ich muss auch noch einen Kommentar für einen längeren Teil mit Textauszügen schreiben und ein paar Kleinigkeiten zusammentragen oder in Auftrag geben (das heißt, möglicherweise brauche ich jemanden, der mir Landkarten oder Grundrisse erstellt, weil ich selber nicht mehr als grobe Skizzen zuwege bringe). Aber WENN ich den STEINKREIS II auf meinem Arbeitsstapel ganz nach oben befördere (nicht als mein Hauptaugenmerk, aber als mein wichtigstes Nebenprojekt), dann KÖNNTE er im Januar zur Abgabe an den Verlag fertig sein und daher irgendwann im ersten Halbjahr 2015 (auf Englisch) erscheinen, was schön wäre.
Dann arbeite ich an einem (englischen) E-Book darüber, WIE MAN SEXSZENEN SCHREIBT (UND WIE NICHT). Das ist sogar fertig, aber ich bin damit fertig geworden, kurz bevor SCHATTEN und die Fernsehserie in den fünften Gang geschaltet haben, also muss ich es jetzt noch einmal durchlesen und letzte Kleinigkeiten ändern (und vielleicht noch ein paar Szenen aus SCHATTEN einbauen), um es dann meinem Agenten zu zeigen und seine Anmerkungen und Vorschläge (falls vorhanden) abzuwarten. Aber E-Books lassen sich ja schneller produzieren als gedruckte Bücher; sobald wir also damit zufrieden sind, könnte es innerhalb von ein, zwei Monaten erhältlich sein.
Mehr oder weniger gleichauf mit Buch Neun (was meine Motivation betrifft, daran zu arbeiten) sind das Prequel über Jamies Eltern (davon habe ich bis jetzt nur Bruchstücke) und mein erster moderner Krimi. Ich glaube, davon habe ich etwa die Hälfte, und er ist in meinem Kopf „lebendig“ – aber er erfordert noch ein ganzes Stück intensive Arbeit, sowohl recherche- als auch schreibtechnisch. Andererseits ist er ja vergleichsweise kurz 🙂
Und in den Randbezirken meines Kopfes hausen die Keimzellen von Dingen, die möglicherweise einmal Kurzromane werden, aber bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen, auch nur einen genaueren Blick darauf zu werfen. Aber sie sind kurz, und es ist gut möglich, dass ich einen davon aufgreife, um wieder zu meiner regulären Schreibroutine zu finden – im September.
Vorerst jedoch wird jede voreilige Seele, die so töricht ist, mich zu fragen, „Wann erscheint der neunte Band?“, höflich ignoriert. Oder bekommt eins mit dem Exemplar von SCHATTEN über den Schädel, das sie mich gerade zu signieren gebeten hat. Je nachdem …
Eins noch zum jetzt erscheinenden Buch: Nein, ich hätte es nicht mit Mitte dreißig oder vierzig schreiben können. Das ist einer der Gründe, warum ich die Frage, ob ich je den Wunsch habe, zurück zu gehen und irgendetwas in den früheren Büchern zu ändern oder neu zu schreiben, mit nein beantworte. Ich bin der Meinung, dass ich jedem dieser Bücher so gerecht geworden bin, wie ich es zu dem Zeitpunkt konnte, als ich es geschrieben habe – und jedes Buch spiegelt und verkörpert die Person, die ich war, als ich es geschrieben habe. Man kann nicht zurück gehen und sein Leben neu schreiben; man nimmt aus der Vergangenheit mit, was man kann, und wird beim Weitermachen (hoffentlich) besser.
–Diana
*Ich werde oft gefragt, ob wir die „Daily Lines“ nicht auch auf Deutsch veröffentlichen können. Das geht leider nicht, erstens aus urheberrechtlichen Gründen und zweitens, weil es technisch quasi unmöglich ist, aus dem Zusammenhang gerissene Zeilen eines so komplexen Textes zu übersetzen.