Happy Birthday, Sassenach (2)
Zur Feier von Claires 103tem Geburtstag hier noch einmal die Antwort auf die Frage, warum sie am 20. Oktober 1918 zur Welt gekommen ist und nicht später, um dann aus der „Gegenwart“ in die Vergangenheit zu reisen:
Dass Claire eine Zeitreisende ist, war Zufall – wie die meisten Ereignisse meiner literarischen Laufbahn. Doch nachdem es mir klar geworden war, war es meine Aufgabe herauszufinden, wo/wann genau sie herkam. Ihr Tonfall war eindeutig modern – sie stammte eindeutig aus dem zwanzigsten Jahrhundert –, und ihrer Wortwahl und ihrer Aussprache nach war sie ebenso eindeutig Engländerin.
Als ich angefangen habe, mir Gedanken über sie zu machen, habe ich mir überlegt, welche Fähigkeiten ich gern hätte, wenn ich unfreiwilligerweise zur Zeitreisenden würde, und bin zu dem Schluss gekommen, dass es – angesichts des Standes der medizinischen Entwicklung in der Vergangenheit – vielleicht gut wäre, einen medizinischen Beruf zu haben, und sei es nur, um selbst bessere Überlebenschancen zu haben.
Trotzdem konnte ich sie mir nicht als Ärztin aus den Neunzigern vorstellen. In den Achtzigern und Neunzigern ist die Medizin sehr technik-orientiert geworden, und die Vorstellung, dass diese Frau händeringend vor einem Kriegsverletzten stehen könnte, weil sie keinen Computertomographen hat … kognitive Dissonanz, wissen Sie?
Also musste sie ihren Ursprung ein bisschen früher haben, in einer Zeit, als Heilkunst noch etwas mit Handarbeit zu tun hatte. Zugleich jedoch wollte ich, dass sie aus einer Zeit kommt, in der die drei großen Fortschritte der modernen Medizin bereits existierten: Keimfreiheit, Antibiotika und Narkose. (Sie musste keine Zeitgenossin der Leser sein, doch ich war der Meinung, dass es gut sein würde, wenn sie einige Grundvoraussetzungen mit ihnen gemeinsam haben würde. Es ist gut, wenn sich ein Leser in eine Figur hineinversetzen kann – was nicht unbedingt bedeuten muss, dass er sich mit ihr identifiziert.) Nun gab es zwar gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts Narkosemethoden, und man wusste von Keimen und Bakterien, aber Antibiotika (Penizillin) wurden zwar 1896 entdeckt und begannen ab 1927, sich durchzusetzen, doch weit verbreitet wurden sie erst auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs benutzt. Das kam mir passend vor, denn ich hatte den Eindruck, dass diese Person kein hysterisches Weichei war; sie war eindeutig ein Mensch, der zupacken konnte, weil er Erfahrungen hinter sich hatte, die es ihr ermöglichten, mit den Unbilden der schottischen Highlands im achtzehnten Jahrhundert fertigzuwerden. Und es gab zwar Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts Ärztinnen, doch sie waren alles andere als die Regel. „Ah“, habe ich also gesagt. „Sie war eine Lazarettkrankenschwester aus dem Zweiten Weltkrieg.“ Und das war sie auch.
Wenn Ihr mehr darüber erfahren möchtet, wie ich arbeite und wie ich Geschichte(n) organisiere, empfehle ich Euch den vom Knaur Verlag liebevoll gestalteten Band „Die Welt von Outlander“. Dort findet Ihr auch Inhaltsangaben der bereits erschienenen acht „Outlander“-Bände – falls Ihr Euer Gedächtnis auffrischen möchtet, ehe am 23.11. Band neun, „Das Schwärmen von tausend Bienen“, erscheint 🙂
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