Die Sache mit Claire und dem Äther
Viele Leser möchten wissen, was ich davon halte, dass Claire in der sechsten Staffel der TV-Serie das Trauma ihrer Vergewaltigung durch Lionels Browns Bande mit Äther zu betäuben versucht.
Nun, die Claire aus den Büchern hätte das vermutlich nicht getan. Aus diversen Gründen, einschließlich der nicht unbeträchtlichen körperlichen Risiken, zu denen vor allem die Sucht zählt. Doch die Claire aus den Büchern und die Claire aus der Serie sind nicht dieselbe Person.
Zwischen Büchern und TV-Serien gibt es immer einen großen Unterschied – nämlich Platz und Zeit. Ich habe alle Zeit der Welt, um Claire (und andere Personen) auf unterschiedliche Weisen mit ihren Traumata umgehen zu lassen, und Claires „Mittel“ ist normalerweise Jamie.
In „Ein Hauch von Schnee und Asche“ gibt es ein langes, brutales Gespräch zwischen den beiden. Es kommt zum Sex, und Jamie gibt ihr die Möglichkeit, sich zu wehren – genau wie sie es nach Wentworth mit ihm gemacht hat.
Doch so wie Claires Umgang mit der Vergewaltigung ihres Ehemanns geändert wurde (wobei ich fairerweise sagen muss, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie sie das hätten verfilmen wollen, erst recht angesichts der knappen Zeit), wurde es auch bei Jamies Umgang mit Claires Vergewaltigung gemacht. Zwar sagt Claire im Buch sowohl zu Jamie als auch zu Brianna, dass es ihr gut geht, wirklich. Mit diesem Zitat haben sich die Macher der Serie durchaus vor den Büchern verneigt.
Doch einen Moment lang habe ich befürchtet, dass sie Claire zur „starken Frau“ stilisieren, die alles allein bewältigt und die Fürsorge ihrer Familie einfach beiseite wischt. Inzwischen konnte ich natürlich die ganze Staffel sehen, und ich finde, innerhalb des Rahmens, den sie sich selbst gesteckt haben, gehen sie sogar richtig gut mit der Sache um. Sie entwickeln über die ganze Staffel hinweg langsam eine gute Lösung. Der Handlungsstrang ist sehr plausibel und berührend – Caitriona und Sam spielen ihn fantastisch –, und er kommt zu einem befriedigenden Schluss.
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