Von Filmen, Büchern und rotem Champagner …
Nächste Woche startet (auch in Deutschland) die Outlander-Prequelserie „Blood of My Blood“ im TV. Die Idee dazu stammt von einem Roman über die Liebesgeschichte zwischen Jamies Eltern Brian und Ellen, an dem ich schon länger schreibe.
Nun ist es so: JEDE TV- oder Kino-Adaption weicht zwangsweise EXTREM von den Büchern ab, schon deshalb, weil es unmöglich ist, auch nur den größten Teil der Bücher zu verfilmen. Alles, was die Serienmacher tun können, ist, zentrale Handlungsfäden zu benutzen – und das machen sie im Großen und Ganzen ziemlich gut.
Aber (wie ich immer wieder sage) eine Adaption ist eine (in diesem Fall filmische) Bearbeitung des Originals. Sie ist keine wortgetreue Übersetzung. Sie besteht aus einer Auswahl der packendsten Elemente, die zu einer Geschichte verbunden werden, und da, wo der Zusammenhang fehlt, erfindet man Details und kleinere Ereignisse.
So weit, so gut.
Wenn Ihr den Trailer der neuen Serie schon geschaut habt, wisst Ihr, dass darin der Eindruck entsteht, dass sich Claires Eltern Henry und Julia auf eine Zeitreise ins achtzehnte Jahrhundert begeben haben. Fakt ist, dass mindestens einer von ihnen hätte reisen können, weil Claire irgendwoher mindestens ein Zeitreise-Gen haben muss. Sie sind aber nicht gereist. Außer in dieser TV-Serie.
Und damit genug über Filme und zurück zum Buch …
.
Auszug aus OUTLANDER Buch Zehn (A Blessing for a Warrior Going out), © 2025 Diana Gabaldon & Barbara Schnell
.
(Nein, ich sage euch nicht, wo oder wann genau sich diese Szene zuträgt. Fuirich agus chi thu – das heißt „abwarten und Tee trinken“ auf Gälisch.)
.
„Ich war eine Zeit mit Euren Ehemann bekannt“, sagte die Herzogin beiläufig und reichte mir ein Kristallglas mit perlendem rotem Wein. „Er war gutaussehend und charmant, und ich war furchtbar in ihn verliebt. Dachte ich zumindest.“
Ich hatte noch nie roten Champagner gesehen, falls es das denn war, aber das Glas lag schwer in meiner Hand, und der Inhalt duftete göttlich.
„Ich war kurze Zeit mit Eurem Ehemann bekannt“, erwiderte ich gleichmütig und sah zu, wie sie elegant an ihrem Wein nippte. „Er war ein kompletter Esel, aber nicht ohne einen gewissen Charme.“
Sie schlug sich eine Hand vor den Mund, und feine rote Bläschen sprühten ihr aus der Nase. Ich lachte ebenfalls, hob aber rechtzeitig ein Taschentuch, um den Wein aufzufangen, der mir über das Kinn tropfte. „Hier“, sagte ich und reichte es ihr. Sie bedankte sich mit einem Nicken, hüstelte, betupfte sich das Gesicht und reichte es zurück.
„Danke“, sagte sie. „Ja, das ist er, was Fluch und Segen zugleich ist. Unerträglich stur, aber er setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um zu tun, was er für richtig hält, ganz gleich, was es ihn persönlich kostet. Oder sonst jemanden.“
„Ich weiß genau, was Ihr meint“, sagte ich reumütig. „Die Leute sind gefährlich.“
„Stimmt“, sagte sie. „Aber niemals langweilig.“ Ihr Tonfall ließ wenig Zweifel daran, dass sie für langweilige Männer keine Verwendung hatte.
„Ich gebe zu, dass ein langweiliger Mann in einem Salon zu nicht viel nütze ist“, sagte ich und warf einen Blick auf eine gewaltige Vase mit Rosen auf einem Marmortischchen neben der Tür.
„Oder in einem Schlafzimmer“, stimmte sie mir zu.
„Glücklicherweise bin ich noch keinem unter derartigen Umständen begegnet“, sagte ich höflich, „aber was ich sagen will, ist, dass es nicht unbedingt von Nachteil ist, wenn ein Mensch langweilig ist. Mir hat einmal ein langweiliger Mann das Leben gerettet.“
„Dank der Tatsache, dass er langweilig war?“ Neugierig beugte sie sich vor und schenkte sich neuen Wein in ihr Glas, dann zog sie eine Augenbraue hoch, und auf mein Nicken hin füllte sie das meine ebenfalls nach.
„Genau. Ich war in Gefahr, als Hexe verbrannt zu werden – in Schottland“, fügte ich hinzu, und sie nickte, als ob das alles erklärte, was durchaus stimmte. „Und er war Anwalt. Er gab den Inquisitoren Kontra, Wort für Wort und Satz für Satz, buchstäblich stundenlang. Ich wäre selbst beinahe vor Langeweile gestorben“, fügte ich wahrheitsgemäß hinzu, „aber er hielt sie just so lange auf Distanz, bis mein Ehemann eintraf und, ähm, Leben in die Szene brachte.“
„Oh, ich wünschte, das hätte ich gesehen! Sowohl die Darbietung Eures tapferen Advokaten als auch das Eintreffen Eures Mannes in letzter Sekunde.“ Sie klang aufrichtig bedauernd. Ich lächelte, doch eine Sekunde lang fühlte ich den kalten Wind, der vom See herüberwehte, und zuckte zusammen, weil ich den nächsten Hieb auf meinen entblößten Rücken erwartete.
„Wann ist das gewesen?“, fragte sie. „Ihr seid doch keine Hexe, nehme ich an?“ Sie klang hoffnungsvoll, und ich lachte.
„Vor Jahren“, sagte ich, „und ob ich eine Hexe bin, scheint bis heute zur Diskussion zu stehen, aber nein.“ Ich trank einen sehr großen Schluck. Er lief mir glatt durch die Kehle, hatte aber einen ungewöhnlich herben Nachgeschmack. Ich räusperte mich. „Ähm. Habt Ihr meinen Mann in letzter Zeit gesehen?“
„Ich habe ihn genau da gesehen, gestern Nachmittag“, sagte sie und zeigte auf den Kaminläufer mit dem Gänseblümchenmuster. „Ich habe ihm natürlich ein Bett angeboten.“
„Natürlich habt Ihr das getan“, sagte ich betont ausdruckslos. „Sehr gastfreundlich von Euch.“
Sie grinste mich an, und ich musste lächeln. Die Herzogin von Pardloe war zierlich, blond, elegant – und hatte eine spitzbübische Ader. Außerdem war nicht zu übersehen – sie machte keinen Hehl daraus –, dass sie ihren Mann liebte und sich Sorgen um ihn machte.
„Da ich davon ausgehe, dass sich mein Mann gegenwärtig nicht in einem Eurer Betten befindet, hat er bei seinem Aufbruch zufällig erwähnt, wohin er will?“
.