Colin McFarlane ist Ulysses
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Ich war mir nicht ganz sicher, warum ich den restlichen Flitterkram abgelehnt hatte, mit dem sie mich weiter verunstalten wollte – vielleicht war es schlichte Abneigung gegen Übertreibungen jeder Art.
Oder vielleicht war es auch ein tiefer liegendes Unbehagen, zum Objekt degradiert zu werden, für Jocastas Zwecke herausgeputzt und zur Schau gestellt zu werden. Wie auch immer, ich hatte es abgelehnt. Ich trug keinen Schmuck außer meinem Ehering, einem Paar kleiner Perlenohrringe und einem grünen Samtband um den Hals.
Ulysses kam die Treppe herunter, makellos in seiner Livree. Ich bewegte mich, und er wandte den Kopf, als er das Rascheln meiner Röcke wahrnahm.
Seine Augen weiteten sich zu einem Blick offener Anerkennung, als er mich sah, und ich blickte zu Boden und lächelte zurückhaltend, wie üblich, wenn man bewundert wird. Dann hörte ich ihn nach Luft schnappen und fuhr auf. Seine Augen waren immer noch geweitet, doch diesmal vor Furcht; seine Hand war so fest um das Geländer geschlossen, dass die Knöchel hervortraten.
»Verzeihung, Madame«, sagte er mit erstickter Stimme und hastete mit gesenktem Kopf die Treppe herunter an mir vorbei. Die Tür des Durchgangs zum Küchenhaus schwang hinter ihm zu.
»Was zum Kuckuck …?«, sagte ich laut, und dann fiel mir ein, wo – und in welcher Zeit – wir uns befanden.
Er hatte so viel Zeit nur mit einer blinden Herrin und ohne Herrn in diesem Haus verbracht, dass er unvorsichtig geworden war. Für den Augenblick hatte er den grundlegendsten Schutz vergessen, den einzigen wirklichen Schutz, den ein Sklave hatte: das unbeteiligte, reglose Gesicht, hinter dem alle Gedanken verborgen blieben.
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Colin McFarlane ist dem deutschen Publikum vor allem bekannt durch die Rolle des Loeb in „Batman Begins“ und „The Dark Knight.