Heute ist der zweite Sonntag im Advent …
… ob wir im Frieden leben oder in Zeiten von Chaos, Ungewissheit und Gefahr, wir brauchen jemanden, dem wir vertrauen können, den wir lieben und auf dessen Liebe wir vertrauen können. In diesem Vertrauen zünden wir heute Abend unsere zweite Kerze an und wissen, dass uns Liebe erwartet.
„Fehlt dir etwas?“, flüsterte er. Seine Finger streiften meine feuchte Wange.
„Nein. Es tut mir Leid, dass ich dich geweckt habe. Ich hatte einen Alptraum. Was in aller Welt …“ Ich wollte ihn fragen, was es war, das ihn so abrupt alarmiert hatte.
Eine große warme Hand fuhr mir über den nackten Arm und unterbrach meine Frage. „Kein Wunder, du frierst ja.“ Die Hand drängte mich unter den Deckenberg an die warme Stelle, die er gerade verlassen hatte. „Meine Schuld“, murmelte er. „Ich habe die ganzen Decken genommen. Ich fürchte, ich bin noch nicht daran gewöhnt, das Bett mit jemandem zu teilen.“ Er schlang die Decken gemütlich um uns und legte sich wieder neben mich. Im nächsten Moment streckte er noch einmal die Hand aus, um mein Gesicht zu berühren.
„Liegt es an mir?“, fragte er leise. „Kannst du mich nicht ertragen?“
Ich lachte abgehackt auf, so dass es fast wie ein Schluchzen klang. „Nein, es liegt nicht an dir.“ Ich tastete in der Dunkelheit nach einer Hand, die ich beruhigend drücken konnte. Meine Finger fanden ein Gewirr aus Decken und warmer Haut, doch schließlich fand ich die Hand, die ich gesucht hatte. Wir lagen Seite an Seite da und blickten zu den Deckenbalken auf.
„Was, wenn ich sagen würde, dass ich dich nicht ertragen kann?“, fragte ich plötzlich. „Was in aller Welt könntest du tun?“ Das Bett ächzte, als er mit den Schultern zuckte
„Vermutlich würde ich Dougal sagen, dass du die Annullierung wünschst, weil die Ehe nicht vollzogen wurde.“
Diesmal lachte ich ganz unverhohlen. „Nicht vollzogen! Bei all diesen Zeugen?“
Es wurde jetzt hell genug im Zimmer, um das Lächeln in dem Gesicht zu sehen, das sich mir zuwandte. „Aye, nun ja, Zeugen oder nicht, wir beide sind doch die einzigen, die es mit Sicherheit sagen können, oder? Und ich bin lieber bloßgestellt als mit jemandem verheiratet, der mich hasst.“
Ich wandte mich ihm zu. „Ich hasse dich nicht.“
„Ich hasse dich auch nicht. Und es gibt viele gute Ehen, die mit sehr viel weniger angefangen haben.“ Sanft drehte er mich von sich fort und legte sich in meinen Rücken, so dass wir aneinander geschmiegt da lagen. Seine Hand legte sich um meine Brust, nicht einladend oder fordernd, sondern weil sie dort hin zu gehören schien.
„Hab keine Angst“, flüsterte er mir ins Haar. „Wir sind jetzt zu zweit.“ Ich fühlte mich warm und getröstet und zum ersten Mal seit vielen Tagen sicher. Erst als ich in den ersten Strahlen des Tageslichts in den Schlaf driftete, erinnerte ich mich an das Messer über meinem Kopf und fragte mich erneut, was für eine Bedrohung einen Mann wohl veranlasste, in seiner Hochzeitsnacht bewaffnet zu schlafen und wachsam zu sein.
Aus: „Outlander – Feuer und Stein“. © Diana Gabaldon & B. Schnell. Bitte achtet das Urheberrecht und verlinkt auf diesen Eintrag, aber kopiert ihn nicht.