Einen schönen vierten Advent – und frohe Weihnachten!
Dies ist der vierte Sonntag im Advent (gleichzeitig Heiligabend, was die Dinge ein bisschen verkompliziert …). Unser Warten hat ein Ende, unsere Meditationen und Vorbereitungen kommen zum Abschluss, unsere Vorfreude auf das Licht der Welt erfüllt sich.
Unten kümmerte sich Roger um die übergekochte, angebrannte Suppe und machte sich Vorwürfe. Was dachte er sich nur dabei, sich auf sie zu stürzen wie ein liebestoller Lachs auf dem Weg in die Laichgründe? Ihr das Handtuch vom Leib zu reißen und sie zu Boden zu ringen – Himmel, sie musste ihn ja fast für einen Vergewaltiger halten.
Gleichzeitig war das heiße Gefühl, das seine Brust durchströmte, weder auf Schamgefühl noch auf den Gasherd zurückzuführen. Es war die latente Hitze ihrer Haut, die ihn immer noch wärmte. „Ich möchte es“, hatte sie gesagt, und sie hatte es ernst gemeint.
Die Sprache des Körpers war ihm vertraut genug, dass er Verlangen und Hingabe erkannte, wenn er sie berührte. Doch das, was er in jenem Moment empfunden hatte, als ihr Körper für den seinen erwachte, ging noch viel weiter. Mit einem leisen, entscheidenden Klicken hatte sich das Universum verschoben; er spürte das Echo noch in den Knochen.
Er wollte sie. Er wollte sie ganz; nicht nur im Bett, nicht nur ihren Körper. Alles, für immer. Plötzlich kam ihm das Bibelzitat „ein Fleisch“ sehr greifbar und sehr wirklich vor. Genau das wären sie fast gewesen, oben auf dem Flurboden, und einfach so aufzuhören gab ihm ein merkwürdiges Gefühl der Verwundbarkeit – er war kein ganzer Mensch mehr, sondern nur noch die Hälfte von etwas, das es noch nicht gab.
Er goss die Reste der Suppe ins Spülbecken. Egal, sie würden essen gehen. Besser, aus dem Haus zu gehen, der Versuchung aus dem Weg zu gehen.
Abendessen, eine beiläufige Unterhaltung und vielleicht ein Spaziergang am Fluss. Sie hatte die Christmette besuchen wollen. Danach …
Danach würde er sie fragen, es offiziell machen. Sie würde ja sagen, das wusste er. Und dann …
Tja, dann würden sie nach Hause gehen, in ein dunkles Haus, das nur für sie da war. In dem sie allein sein würden, in einer Nacht der Sakramente und der Geheimnisse, in der die Liebe neu in die Welt gekommen war. Und er würde sie in seine Arme nehmen und sie nach oben tragen, in einer Nacht, in der das Opfer der Jungfräulichkeit nicht den Verlust der Reinheit bedeutete, sondern die Geburt immerwährender Freude.
Roger schaltete das Licht aus und ging aus der Küche. Hinter ihm brannte die vergessene Gasflamme blau und gelb in der Dunkelheit, glühend und beständig wie das Feuer der Liebe.
Aus „Der Ruf der Trommel“, © Diana Gabaldon und Barbara Schnell