Advent, Advent — warten auf das Licht
Heute ist der erste Sonntag im Advent. Der Advent ist die Vorweihnachtszeit, in der wir uns nach innen wenden, im Gebet oder in Gedanken, und das Licht suchen, das uns innewohnt, während wir die Ankunft des großen Lichts erwarten.
[Aus OUTLANDER Buch 9]
Rachel hatte den Anwesenden die Grundregeln einer Quäkerzusammenkunft erklärt – dass man still da saß und seinem inneren Licht lauschte, es sei denn, der Geist bewegte die Person, etwas zu sagen … ob man den anderen eine Sorge mitteilen wollte, ein Gebet sprechen wollte, ein Lied singen oder einen Gedanken erörtern wollte.
Sie hatte hinzugefügt, dass viele Zusammenkünfte zwar in Stille begännen und endeten, sie selbst sich aber durch den Geist bewegt fühle, die heutige Zusammenkunft mit Gesang zu beginnen, und auch wenn sie nicht behaupten könne, das Können Walter Cunninghams oder Rogers zu besitzen (die MacKenzies waren natürlich hier, die Cunninghams dagegen nicht, was mich nicht überraschte), wäre sie dankbar für Gesellschaft, falls jemand mit einstimmen wolle.
Nachdem das Lied – und Bluebells Beitrag – die Herzen gewärmt hatte, hatten alle ein paar Minuten schweigend dagesessen. Ich hatte gespürt, wie sich Jamie an meiner Seite ein wenig aufrichtete, als hätte er einen Entschluss getroffen, und er hatte der Gemeinde von Sylvia Hardman erzählt, einer Quäkerin, zu deren Haus in der Nähe von Philadelphia ihn der Zufall geführt hatte und die einige Tage für ihn gesorgt hatte, da sein Rücken diesen Zeitpunkt gewählt hatte, ihn außer Gefecht zu setzen.
“Neben ihrer großen Güte”, sagte er, “haben mich ihre drei Töchter beeindruckt. Sie waren so gütig wie ihre Mutter – aber es waren ihre Namen, die mir am meisten gefallen haben. Sie hießen Patience, Prudence und Chastity. Ich wollte dich schon immer fragen, Rachel – nennen die Quäker ihre Kinder oft nach Tugenden?”
“Ja”, sagte sie. Sie lächelte Jemmy an, der ein wenig zu zucken begonnen hatte, und fügte hinzu: “Jeremiah – wenn dein Name nicht Jeremiah wäre, welchen würdest du wählen. Wenn du nach einer Tugend benannt werden solltest, meine ich.”
“Was’ne Tugend?”, hatte Mandy gefragt und ihren Bruder stirnrunzelnd angesehen, als rechnete sie damit, dass ihm auf der Stelle eine solche wachsen würde.
“Etwas Gutes”, hatte Germain zu ihr gesagt. “Zum Beispiel …” Mit einem skeptischen Blick suchte er Rachels Bestätigung. “Friede? Oder vielleicht Güte?”
“Genau”, hatte Rachel gesagt und ernst genickt. “Welchen Namen würdest du wählen, Germain, während Jemmy überlegt? Fürchtegott?”
“Nein!”, sagte er entsetzt, und unter allgemeiner Heiterkeit hatten alle angefangen, nommes-de-virtu vorzuschlagen, sowohl für sich selbst als auch für diverse Familienmitglieder, was immer wieder für Lachsalven sorgte oder – ein- oder zweimal – für erhitzte Diskussionen darüber, wie passend der eine oder andere Vorschlag war.
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