Immer schön schräg bleiben
Letzte Woche habe ich eine Textnachricht von unserer jüngeren Tochter bekommen, in der stand: „Alles Gute zum Hochzeitstag, ihr Süßen! Ich hoffe, ihr feiert eure acht Millionen Jahre gemeinsames Schräg-Sein schön. Hab euch lieb!“
(Es war unser 48ster Hochzeitstag – oder der 53ste, wenn man fünf Jahre Beziehung vor der Hochzeit mitzählt …)
Worauf mir wieder einfiel (als ich fertig war mit Lachen), dass mich letzten Herbst einer der Outlander-Schauspieler (den Namen behalte ich aus Vertraulichkeitsgründen für mich <hüstel>), ob ich Tipps hätte, wie man eine erfolgreiche Ehe führt.
„Also, äh … ja“, sagte ich etwas verblüfft. „Seid immer ehrlich zueinander und hört nicht auf, Sex zu haben.“ Er sah ziemlich schockiert aus (zweifellos bei dem Gedanken, dass Menschen in meinem Alter Sex haben …), aber auch fasziniert, und dankte mir für den Rat. Ich hoffe, er findet ihn hilfreich.
Viele Menschen sind (ärgerlicherweise) nicht davon abzubringen, die Outlander-Bücher (und die TV-Serie) als Liebesromane zu bezeichnen, vermutlich, weil Männer und Frauen und Sex darin vorkommen, in diversen Kombinationen. Doch wenn man einen genauen Blick auf Liebesgeschichten aller Zeitalter wirft, ist die Struktur leicht zu erkennen – Held und Heldin sind voneinander angezogen, erleben diverse Launen des Schicksals, die ihr Zusammenkommen verhindern, und dann heiraten sie/haben Sex/bekommen ein Baby oder irgendeine andere Geste der gegenseitigen Hingabe … und das ist alles. Die Geschichte ist vorbei. Liebesgeschichten sind Einakter; sie haben keine Fortsetzungen.
Meine Bücher waren also offensichtlich keine Liebesgeschichte. Ich lese gern Liebesgeschichten (und dutzende anderer Genres; ich lese wirklich alles), aber das ist es nicht, was ich schreibe. Meine Worte waren (damals an mich selbst gerichtet): „Jeder weiß, wie sich Menschen verlieben. Ich würde lieber erzählen, wie Menschen verheiratet bleiben, sagen wir, fünfzig Jahre lang.“ Also habe ich das getan.
Schließlich hat jedes Paar seine eigene Art, zusammen schräg zu sein. Hier also zu Ehren unseres wievielten-auch-immer Hochzeitstags:
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Auszug aus Outlander Buch zehn, noch unveröffentlicht & noch ohne Titel, (c) Diana Gabaldon & Barbara Schnell
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Ich betrachtete die drei Gefäße auf der Arbeitsfläche: Ingwerwurzel, Brombeerblätter und Kamille (Blüten und Blätter). Alle drei waren hinreichend wirksam gegen Durchfall, und Ingwertee war außerdem – theoretisch – gut gegen Übelkeit. Das einzige Problem mit Ingwertee war, dass Jamie sich weigerte, ihn zu trinken, weil der Tee in seinem Kopf auf ewig mit lähmender Seekrankheit verbunden war – bis dahin, dass ihm schon der Tee Übelkeit verursachte. Zumindest war er davon überzeugt, was im Prinzip das gleiche war.
„Herr im Himmel“, murmelte ich und verdrehte die Augen himmelwärts, „bitte halte ihn von Schiffen fern!“ Das Gebet war ernst gemeint, doch ich bezweifelte, dass es große Wirkung haben würde, wenn John Grey noch immer auf einem Schiff gefangen gehalten wurde.
Dennoch wurde mein Gebet ein Stück weit erhört, denn mein Blick fiel auf den großen Honigtopf im Regal. Hatte ich Zeit, Ingwer zu kandieren? Ja, sie würden frühestens übermorgen aufbrechen, denn Jamie musste morgen mit Roger und Jemmy zur Höhle des Spaniers.
Ich zerrieb Brombeerblätter und Kamille zwischen meinen Händen und bröselte sie auf ein Dutzend kleine Musselinquadrate. Diese band ich zu kleinen Bündeln zusammen, die absurde Ähnlichkeit mit einer Reihe winziger Kaninchen mit Schlappohren hatten. Unwillkürlich musste ich lächeln, trotz des kleinen Bleigewichts, das sich in meinem Magen niedergelassen hatte, als William Jamie gesagt hatte, warum er hilfesuchend hierher gekommen war.
Nun gut, für Durchfall war also Sorge getragen; was war mit Verstopfung? Sie würden einen kleinen Beutel Hafermehl mitnehmen und einen Beutel Walnüsse, aber ich verließ mich nicht darauf, dass sie sich von Wirtshausessen fernhalten würden, sobald sie die Zivilisation erreichten. Nun, sie aßen beide Rosinen, und ich hatte noch einige vom Winter über … aha. Ich griff nach der Flasche Kümmelsamen und schüttelte sie; ja, reichlich! Etwas Rhabarber und Löwenzahn mit Kümmel, und alles flutscht.
Eines noch für die Erste-Hilfe-Ausrüstung – ein Paket mit aufgerollten Verbänden hatte ich schon gepackt, aber sie würden separat verstaut werden – Honig. Ich goss ein paar Unzen in eine schwarze Flasche, verkorkte diese fest und beklebte sie mit einem Schildchen, auf dem stand „Für eiternde Wunden“, in der Hoffnung, dass es sie daran hindern würde, den Honig einfach auf ihrem Brot zu essen.
Ich griff nach einem der Leinenbeutel, die ich für den Transport medizinischer Hilfsmittel benutzte, und es überraschte mich zu sehen, dass meine Finger zitterten. Ganz sacht, aber sichtbar. Ich ballte meine Fäuste, genauso, um es zu leugnen, wie um es zu beenden. Vielleicht ein paarmal durchatmen … möglich, dass ich die Luft angehalten hatte, während ich meine Vorbereitungen traf.
„Was ja auch kein Wunder wäre“, murmelte ich und rieb die Hände fest aneinander, um sie zu wärmen. Normalerweise gelang es mir viel besser, mich nicht übermäßig darum zu sorgen, was Jamie tat, wenn er unterwegs war … Nein, das tut es nicht, sagte der objektive Teil meines Gehirns, wenn auch nachsichtig. Du hältst dich nur einfach so beschäftigt, dass du keine Zeit hast, darüber nachzudenken. Denk in Gottes Namen an etwas anderes.
Da mir nichts besseres einfiel, setzte ich mich, schloss die Augen und versuchte, an etwas anderes zu denken.
Das erste, was mir in den Sinn kam, war mein Abschied von Jamie – wenn man etwas so Unerträgliches als „Abschied“ bezeichnen konnte – bei den Steinen, am Vorabend von Culloden.
Ich konnte den kalten Stein und den Lehm der verfallenen Kate riechen, in der wir meiteinander geschlafen und gewusst hatten, dass es das letzten Mal war. Halbnackt und zitternd hatten wir verzweifelt nach der wärmenden Haut des anderen getastet – und sie gefunden. Uns berührt, hektisch, dann langsam, versucht, mir alles ins Gedächtnis zu prägen, die Berührung seines Körpers, sein kaltes, raues Haar, die kräftigen Muskeln seines Rückens, seiner Beine, den kurzen Moment der Kälte, als ich die Beine spreizte und er in mich eindrang, dann seine Hitze in mir, auf mir, rings um mich herum … und das Wissen, dass dies alles war, alles was bleiben würde …
Nun, das war es aber nicht gewesen, oder, Heulsuse? Hör auf zu weinen, zum Kuckuck!
Ich schluckte, schniefte und hörte auf. Während ich mir mit der Schürze über die Augen wischte, atmete und schluchzte ich abwechselnd. Ich warf einen verstohlenen Blick zur Tür; zum Glück hatte ich sie geschlossen, als ich hereinkam. Ich hoffte, dass mich niemand gehört hatte; ich konnte sie hören – Stimmen und scheppernde Töpfe in Küche, wildes Gerenne und Gekicher über mir, und von draußen kamen ferne Stimmen durch das offene Fenster, zu weit weg, um Worte auszumachen.
Ich hatte aufgehört zu weinen, doch der Gedankengang bewegte sich weiter, langsam und schwer, beladen mit erinnertem Schmerz.
Kings Mountain. Er hatte gedacht, er würde dort sterben (Gott verdamme dich, Frank!) und monatelang mit dieser Angst gelebt. Und in der Nacht vor der Schlacht hatten wir beide vom Regen durchnässt vor Kälte gezittert, und er hatte mich um drei Dinge gebeten: Einen Priester zu finden und eine Messe für seine Seele lesen zu lassen, mit Brianna und ihrer Familie durch die Steine zurückzugehen. Und das letzte: „Vergiss mich nicht.“
Ich stopfte mir eine Handvoll meiner Schürze in den Mund, um das Geräusch zu unterdrücken, das mir entfuhr, während ich daran zurückdachte, wie wir versucht hatten, uns auf einem feuchten Laubhaufen zu lieben, frierend und nass und vergeblich, den Rest der Nacht aneinander geklammert.
„Verdammt“, sagte ich. „Das ist erst verdammte sechs Monate her! Hättest du nicht warten können?!“
Ich war mir nicht sicher, an wen das gerichtet war: Lord John, William, Jamie oder Gott.
Vermutlich hatte es seinen Lauf etwa fünf Minuten nach dem Moment genommen, als William von seinem Pferd stieg und zu Jamie sagte: „Sir, ich brauche Hilfe.“
Aber natürlich, war mein erster Gedanke gewesen und, oh, er ist wundervoll, der zweite, gefolgt von einem wortlosen Ansturm des Glücks zu sehen, wie jeder der beiden das eigene Echo im anderen wahrnahm.
Mein dritter Gedanke war: „O mein Gott … er wird gehen. Um etwas Gefährliches zu tun. Schon wieder.“
Und während ich mich den Begrüßungen und Erklärungen und der allgemeinen Aufregung überließ, war irgendwo weit in meinem Hinterkopf eine leise Stimme, eine flache, kalte Feststellung, die keinen Widerspruch duldete.
Diesmal kommt er nicht zurück.
Tatsächlich kam Jamie jetzt herein, mit Hemd und Kilt bekleidet, die lederne Werkzeugtasche über der Schulter und einen großen Stapel von etwas im Arm, das wie eine sehr einfache Decke aussah.
„Was ist das?“ Ich stand auf, um es mir anzusehen, als er den Stoff auf meinen Sprechzimmertisch legte und anfing, ihn auseinanderzufalten.
„Brianna sagt, es ist ein Schalldämmer, aber es gibt sicher einen besseren Namen dafür“, sagte er und schlug die letzte Falte auf. Es war eine kleine Quiltdecke, lang und schmal, aber sehr dick, aus indigogefärbtem Segeltuch, dessen Lagen von sehr großen Knoten zusammengehalten wurden. „Es ist mit Truthahnfedern, Lumpen und kleinen Stückchen Hirsch- und Bärenfell gefüllt, die beim Zerlegen übrig geblieben sind. Getrocknet“, fügte er beruhigend hinzu, als er meine Miene sah. „Es riecht nicht sehr, und du wirst auch nicht darunter schlafen.“
„Oh.“
„Aye. Hier, halt das für mich, aye, Sassenach?“ Er reichte mir die schwere Werkzeugtasche, hob den Schalldämmer (in Ermangelung eines besseren Wortes) hoch, schloss die Sprechzimmertür und hielt den Stoff dagegen.
„Das passt gut“, sagte er zufrieden. „Gib mir einen Nagel, aye? Da oben ist ein Päckchen Neun-Zentimeter-Nägel. Aye, danke – jetzt komm her und halt es mit den Händen da oben fest.“
Er zog den Hammer aus seinem Gürtel und machte sich daran, den Schalldämmer an der Tür festzunageln. Als er fertig war, öffnete und schloss er mehrmals die Tür.
„Da“, sagte er zufrieden und schloss die Tür noch einmal. „Das hält.“
„Da hast du sicher recht“, sagte ich. „Sehr fürsorglich von dir.“
Ich hörte etwas rascheln und gleiten und dann den leisen Aufprall von etwas, das auf den Bodendielen landete. Ich drehte mich um und sah Jamie da stehen. Er trug nur sein Hemd und ein breites Grinsen.
„Was zum …?“, begann ich, doch weiter kam ich nicht. Er stieg aus dem Stoffhaufen seines Kilts hinaus, zog mich mit einem Arm an sich und küsste mich mit beträchtlichem Einsatz.
„Ich will dich, Sassenach“, flüsterte er gegen meinen Mund. „Ich will dich sehr.“
Der Lage der Dinge zwischen uns nach zu urteilen, stimmte das. Seine freie Hand war dabei, meine Röcke zu raffen, und ehe ich auf seine Feststellung reagieren konnte, drehte er mich mit dem Gesicht zum Sprechzimmertisch.
„Beug dich vor, a nighean.“
„Du –“
Eine große Hand in meinem Kreuz ließ mir keine Wahl, und ich fand mich mit dem Gesicht in einem Stapel Leinenhandtücher wieder, während ein kühler Luftzug meine blanke Rückseite umspielte. Dann die Wärme großer Hände auf meinem Rücken, die meine Röcke losbanden, die größere Wärme seines Körpers an meinem und eine kräftigere, härtere, glattere Hitze, suchend an meinen Beinen.
„Ich komme wieder“, sagte er leise. „Und ich wollte dich diesmal nicht in Tränen zurücklassen.“
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