Der 6. März … na ja, fast
Tja, es ist der 6. März. Das ist mein Jahrestag – nicht der meiner Hochzeit, sondern meines Anfangs als Buchautorin. Seit ich acht war, wusste ich, dass ich dazu bestimmt war, Bücher zu schreiben. Ich wusste nur nicht, wie das ging.
Ich bin schon oft gefragt worden, ob ich es nicht bedaure, nicht Anglistik studiert und früher mit dem Schreiben begonnen zu haben, statt (räusper) meine Zeit mit all diesen wissenschaftlichen Abschlüssen zu verschwenden. (Die Leute sagen wirklich alles Mögliche zu Menschen, die sie als öffentliche Persönlichkeiten wahrnehmen …) Eigentlich habe ich nie auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, und rückblickend ist die Antwort ein klares „Nein“. Ich nutze beim Schreiben alles, was ich gelernt oder erfahren habe.
Und bei allem Respekt vor Menschen, die ihren Abschluss in Anglistik machen, Schreibseminare belegen etc. … wenn es euch geholfen hat zu schreiben, war es genau das Richtige. Was mich persönlich betrifft – ich habe mehr oder weniger zufällig einen Nebenfach-Abschluss in Englisch (ich habe drei: Englisch, Chemie und Musik; einen brauchte man für den eigentlichen Abschluss), und die einzigen Kurse, in denen ich dabei etwas Nützliches gelernt habe, waren die beiden, in denen tatsächlich verlangt wurde, dass man regelmäßig etwas schrieb.
Ein Nebenfach-Abschluss erforderte 26 Stunden, und da ich in der Blaskapelle der Uni spielte (wo ich Doug kennengelernt habe, also definitiv keine Zeitverschwendung), im Orchester und hin und wieder in kleineren Ensembles (Waldhörner sind sehr gefragt, weil nicht viele Menschen Lust haben, dieses Instrument zu spielen), war mir dieser Abschluss eigentlich ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand sicher. Ich hatte aber vor zu promovieren (in Meeresbiologie) und dachte mir, dass ein Nebenfach-Abschluss in Musik niemanden vom Hocker reißen würde. Mit Hilfe der erforderlichen Englischkurse (eigentlich habe ich die meisten einfach mit Tests umgangen – ich meine, wozu sollte ich einen Grundkurs in Englisch belegen? Grammatik hatte ich in der fünften Klasse gelernt – oder besser, ich hatte Grammatik beim Lesen gelernt, aber in der fünften Klasse darf man sich nicht durch Tests vom Unterricht befreien …) hatte ich einen problemlosen zweiten Abschluss in der Tasche, und Chemie habe ich genommen, weil es sich gut in meinem Lebenslauf machte.
Dazu kamen dann das Leben (vgl Doug … und einen vorherigen Verlobten), Jobs (der unvergesslichste war eine Assistenz-Anstellung, wo meine Hauptaufgabe darin bestand, Basstölpel zu sezieren. Das sind RIESIGE Seevögel mit fast einem Meter achtzig Spannweite. Sie fressen Tintenfische. Das bedeutet, dass das Körperfett des Tölpels – welches die diversen Bestandteile seiner Nahrung speichert – nach konzentrierter Essenz toter Tintenfische riecht, vor allem, wenn man es mehrere Tage in einem Ofen trocknet), unsere Ehe, Kinder, Häuser, alternde Eltern, Geburten, Todesfälle, eine ganze Reihe geliebter Hunde, ganz zu schweigen von vier Pferden, siebenundzwanzig Ratten – fragt nicht – und eine Schildkröte, die mehrere Jahre in der Badewanne gelebt hat.
So habe ich mich im Prinzip darauf vorbereitet, ein Buch zu schreiben 🙂
Oh – und ich habe angefangen, Outlander zu schreiben, als ich 35 wurde, weil Mozart mit 36 gestorben ist. (Allerdings hat er auch mit drei angefangen. RIP Wolferl.)
Hier kommt also ein Auszug aus Buch Zehn (nein, den Titel verrate ich Euch noch immer nicht), zu Ehren meines Jahrestags als Romanautorin:
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Auszug aus Outlander Buch Zehn (ohne Titel), © 2025 Diana Gabaldon & Barbara Schnell
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[Wir befinden uns noch früh im Buch. William unterhält sich mit Jamie, während die beiden ihren Aufbruch vorbereiten. William drückt seine Überraschung darüber aus, dass sich Jamie in diesen konfliktreichen Zeiten für Roger als den Menschen entscheidet, der Fraser‘s Ridge verwalten und verteidigen soll.]
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„Aber – ich kann nicht sagen, dass ich Reverend MacKenzie gut kenne, aber er ist eindeutig ein … ein Mann Gottes. Bist du sicher, dass er im Stande ist, das hier …“ William wies mit einer Handbewegung auf das schmale Fenster über den Bücherborden und meinte damit Fraser‘s Ridge mit allen Pächtern, bestellten Feldern, Knechten, Tieren …
Jamie warf ihm einen leicht belustigten Blick zu.
„Aye, nun ja. Zumindest werden es die meisten Pächter nicht für denkbar halten, dass er Männer um sich sammelt und in der Nacht vorbeikommt, um ihre Häuser in Brand zu stecken oder sie vor ihrer eigenen Tür aufzuknüpfen.“
„Und sie glauben, du würdest das tun?“, entfuhr es William.
„Zumindest sind sie sich nicht sicher, dass ich es nicht tun würde“, sagte Jamie unverblümt. „Du weißt, dass dies ein neu gebautes Haus ist?“ Er hob das Kinn und zeigte auf die unverkleideten Deckenbalken aus grobem, gelbem Holz, an deren Kanten noch duftende, halb getrocknete Harztröpfchen hingen. William starrte ihn an. „Es waren natürlich nicht die Pächter, die das letzte angezündet haben. Es waren die Nachbarn – aus Brownsville –, die mich und meine Frau aus unserem Haus gezerrt und versucht haben, sie hängen zu lassen und mich nach Schottland zu deportieren. Aber es waren einige meiner eigenen Pächter, die später versucht haben, mich umzubringen – ausgerechnet in der Loge …“ Er hielt abrupt inne, sah William an, dann klopfte er mit den Fingern auf den Schreibtisch, beiläufig, aber mit einem erkennbaren Muster.
„Nein“, sagte William als Antwort. Papa hatte ihm erklärt, was Freimaurerei war, doch er hatte ihm nie nahegelegt, einer Loge beizutreten.
Fraser nickte und fuhr fort.
„Das ist kaum mehr als ein Jahr her. Ich habe die Angelegenheit geklärt, und seitdem hat es keinen Ärger mehr gegeben. Ich habe einigen von ihnen gestattet zurückzukehren, um ihrer Frauen und Familien willen – und weil Harriett McIlhenny mich erpresst hat, die alte Intrigantin –, aber die, die gegangen sind, leben vermutlich noch, und wenn ja, wünschen sie mir nur das Schlimmste.“
„Warum zum Teufel wollten sie dich umbringen?“, fragte William, weil es die einzige simple Frage war, die ihm einfiel. Ihm war zwar nicht direkt schwindelig, aber er konnte das Blut in seinen Ohren pulsieren hören.
Fraser sah ihn nachdenklich an, und seine Finger trommelten sacht auf den Tisch – jedoch offensichtlich als Konzentrationshilfe, nicht als Erkennungszeichen.
„Junge“, sagte er schließlich, „ich bin Highlander und Papist. Und ein Rebell, in doppelter Hinsicht. Ich weiß, dass dir das klar ist, aber du weißt vielleicht nicht, dass es Menschen gibt – und zwar nicht nur Engländer –, für die meine bloße Existenz eine tödliche Beleidigung ist.“
„Himmel. Und – Mutter Claire ist möglicherweise auch in Gefahr … deinetwegen?“
Das brachte Fraser seltsamerweise zum Lachen.
„Nein, Junge“, sagte er und schüttelte den Kopf. „Das schafft sie ganz alleine. Sie ist hier in der ganzen Gegend – und weit darüber hinaus – als Kräuterfrau bekannt. Und für manche ist eine Heilerin, die die Menschen in tiefen Schlaf versetzen oder in ihr Inneres fassen kann, um ihre Krankheiten zu heilen, ohne Zweifel eine Hexe. Und du weißt ja, was die Bibel dazu sagt.“
„Was … du meinst, ‚die Hexen sollst du nicht am Leben lassen‘?“
„Aye, genau das.“ Fraser zog seine kräftige rote Augenbraue hoch. „Wurdest du in der Bibel unterwiesen? Ich weiß, dass weder Lord John noch sein Bruder das sind, was man gottesfürchtig nennt.“
„Sie sind Soldaten“, sagte William knapp.
„Das bin ich auch, Junge“, sagte Fraser nachsichtig. Doch er hielt inne, lehnte sich zurück und betrachtete William nachdenklich.
„Du magst es nicht, wenn ich dich ‚Junge‘ nenne, oder? Soll ich dich William nennen? Oder Mr. Ransom?“ Seine Lippen zuckten, aber der Knoten zwischen Williams Schulterblättern löste sich ein wenig.
„William passt.“ Er war sich – seit Wochen – allzu bewusst, was beim letzten Mal geschehen war, als er sich gezwungen gesehen hatte, James Fraser um Hilfe zu bitten. Voller Wut über seine eigene Hilflosigkeit hatte er – als Fraser, wie er glaubte, bei dieser Bitte zögerte – gefaucht: „Spar dir die Mühe – ich mache es selbst!“
Ein Ausbruch, auf den Fraser gleichmütig erwidert hatte: „Wenn du glauben würdest, dass du das kannst, Junge, wärst du nie zu mir gekommen.“
Diese objektive Einschätzung hatte damals schmerzhaft gebrannt – brannte auch jetzt. Doch Fraser hatte damals recht gehabt, und er hatte jetzt recht, auch wenn er so höflich war, das nicht zu erwähnen.
William konnte nur hoffen, dass es diesmal besser enden würde.
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