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„Kann man denn ein Buch so anfangen?“

„Kann man denn ein Buch so anfangen?“

Meinte zumindest mein Mann zu mir, als er das gelesen hat. Wir werden es wohl herausfinden, sobald es meine Lektoren zu Gesicht bekommen.
Ich denke jedenfalls, dies wird der Anfang von “ Lord John und der schottische Sträfling“. Wenn Sie nicht gern unveröffentlichte Szenen lesen, weil Sie lieber nichts im Voraus wissen möchten, dann sollten Sie hier nicht weiterlesen. Ansonsten, zur Illustration des Blog-Eintrags über historische Sex-Szenen:

Helwater, im Lake District
[Datum]

Draußen war es so kalt, dass er dachte, ihm könnte der Schwanz in der Hand abbrechen. Falls er ihn überhaupt fand. Der Gedanke wehte ihm durch den schlaftrunkenen Kopf wie einer der schwachen, eisigen Luftzüge, die durch den Heuboden huschten, und er öffnete die Augen.
Jetzt konnte er ihn finden; hatte ihn doch beim Aufwachen in der Faust gehalten, und die Schauder des Verlangens zuckten ihm über die Haut wie ein Mückenschwarm. Der Traum hatte seinen Kopf nicht minder fest im Griff, doch er wusste, dass er in Sekunden dahin sein würde, zerplatzt im Schnarchen und Furzen der anderen Stallknechte. Er brauchte sie, musste sich Erlösung verschaffen, solange er ihre Berührung noch spüren konnte.
Hanks regte sich im Schlaf, gluckste laut, sagte etwas Wirres und sank wieder ins Leere, während er „’dammich, ‚dammich, ‚dammich …“ murmelte.
Jamie stieß lautlos etwas Ähnliches auf Gälisch aus und schlug seine Decke zurück. Zum Henker mit der Kälte.
Er stieg die Leiter hinunter in dem halb-warmen Pferdedampf der Scheune, wäre vor Hast fast gefallen, achtete nicht auf den Splitter in seinem nackten Fuß. Hier? Er zögerte in der Dunkelheit, sein Drängen unvermindert. Ausmachen würde es den Pferden nichts, doch wenn sie ihn bemerkten, würden sie vielleicht Geräusche machen und die anderen wecken.
Ein Windstoß traf die Scheune und donnerte über das Dach. Ein kräftiger, kalter Luftzug, der nach Schnee roch, störte die Schlafenden, und ein oder zwei Pferde bewegte sich leise kollernd und wiehernd. Von oben kam ein gemurmeltes „’dammich“, begleitet vom Geräusch eines Mannes, der sich umdrehte und sich die Decke über die Ohren zog, um der Realität zu trotzen.
Claire war noch bei ihm, stand ihm deutlich vor Augen, spürbar in seiner Hand. Er konnte sich einbilden, im Duft des frischen Heus ihr Haar zu riechen. Der Gedanke an ihren Mund, ihre scharfen weißen Zähne … er rieb sich die Brustwarze, die unter seinem Hemd hart geworden war und brannte, und er schluckte.
Seine Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnte; er fand die leere Abfohlbox am Ende der Stallgasse und lehnte sich an die Bretterwand, den Schwanz schon in der Hand, Körper und Seele voll Sehnsucht nach seiner Frau.
Er hätte es hinausgezögert, wenn er gekonnt hätte, doch er hatte Angst, der Traum würde ganz verschwinden, und so überließ er sich stöhnend der Erinnerung. Hinterher versagten ihm die Knie, und er ließ sich langsam an der Bretterwand ins lose Heu sinken, presste sich das Hemd um die Oberschenkel, und sein Herz hämmerte wie eine Kesselpauke.

***