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Gaudete – der dritte Advent

Gaudete – der dritte Advent

Den dritten Sonntag im Advent nennen wir „Gaudete“-Sonntag — das heißt „freuet euch“. Obwohl wir noch im Dunklen wandeln, spüren wir doch die Wärme des Kichts und sehen die Schönheit, die im Schatten liegt.

 

Ich hatte diverse Einwände gegen Kaminfeuer, angefangen bei den Splittern unter meinen Fingernägeln und dem Harz an meinen Händen bis hin zu den Blasen, Brandwunden und der schieren, ärgerlichen Feindseligkeit des Elementes. Zwei Dinge musste ich aber eingestehen: Es war unleugbar warm, und es tauchte den Liebesakt in ein gedämpftes Licht von solcher Schönheit, dass man alle Hemmungen der Nacktheit getrost vergessen konnte.
Unsere beiden Schatten verschwammen an der Wand, hier ein Arm oder Bein, dort die Wölbung von Rücken oder Flanke, deutlich als Teil eines sich wiegenden Tiers erkennbar. Jamies Kopf erhob sich, eine große, langmähnige Kreatur, die sich über mir erhob, den Rücken haltlos aufgebäumt.
Ich fuhr mit den Fingern über schimmernde Haut und bebende Muskeln, strich über die glänzenden Haare auf Armen und Brust, um meine Hände dann in der Wärme seines Haars zu vergraben und ihn keuchend auf die dunkle Mulde zwischen meinen Brüsten hinunter zu ziehen.
Ich hielt die Augen halb geschlossen, genau wie meine Beine, denn ich wollte seinen Körper noch nicht freigeben, die Illusion der Einheit noch nicht aufgeben — wenn es denn eine Illusion war. Wie oft würde ich ihn wohl noch so halten, vielleicht sogar im Zauber des Feuerscheins?
Ich klammerte mich mit aller Kraft an ihn und an das ersterbende Pulsieren meines Körpers. Doch wer versucht, die Freude festzuhalten, vertreibt sie nur, und innerhalb weniger Augenblicke war ich nur noch ich selbst. Die dunkle Krampfader an meinem Knöchel war selbst im Schein des Feuers deutlich zu sehen.
Ich ließ seine Schultern fahren und fasste zärtlich in die drahtigen Locken seines Haars. Er drehte den Kopf zur Seite und küsste meine Brust, dann bewegte er sich seufzend und glitt neben mich.
„Und man sagt, Hühner mit Zähnen sind selten“, sagte er und fasste sich vorsichtig an einen tiefen Bissabdruck auf seiner Schulter.
Ich lachte unwillkürlich. Dann stützte ich mich auf einen Ellbogen und warf einen Blick zum Kamin.
„Was ist denn?“
„Ich überzeuge mich nur davon, dass meine Kleider nicht in Flammen aufgehen.“ Im Eifer des Gefechtes hatte ich nicht großartig darauf geachtet, wohin er meine Kleidungsstücke geworfen hatte, aber sie schienen in sicherer Entfernung von den Flammen gelandet zu sein; der Rock lag in einem Häufchen neben dem Bett, und Mieder und Hemd waren irgendwie in entgegengesetzten Ecken des Zimmers ausgekommen. Mein improvisierter Büstenhalter war nirgends zu sehen.
Das Licht flackerte über die weiß gekälkten Wände, und das Bett war voller Schatten.
„Du bist wunderschön“, flüsterte er mir zu.
„Wenn du das sagst.“
„Glaubst du mir etwa nicht? Habe ich dich denn schon jemals belogen?“
„Das meine ich gar nicht. Ich meine — wenn du es sagst, ist es wahr. Du machst es wahr.“
Er seufzte und legte sich so hin, dass es für uns beide gemütlich war. Im Kamin zerbarst plötzlich ein Holzscheit; und als die Hitze auf eine verborgene Feuchtigkeitsspur traf, stiebte ein goldener Funkenschauer auf, der dann zischend verlosch. Ich sah zu, wie das frische Holz erst schwarz, dann rot wurde und schließlich weiß glühend aufflammte.
„Sagst du dasselbe auch über mich, Sassenach?“, fragte er plötzlich. Er klang verlegen, und ich drehte ihm den Kopf zu und sah ihn überrascht an.
„Sage ich was? Dass du schön bist?“ Mein Mund verzog sich unwillkürlich, und er lächelte ebenfalls.
„Nun … das nicht gerade. Aber zumindest, dass du es ertragen kannst, mich anzusehen.“
Ich zeichnete die schwach sichtbare, weiße Linie der Narbe auf seinen Rippen nach, die vor langer Zeit ein Schwert hinterlassen hatte. Die längere, wulstigere Narbe des Bajonetts, das ihm den Oberschenkel der Länge nach aufgeschlitzt hatte. Den Arm, der mich festhielt, gebräunt und rau, die Härchen darauf von den langen Tagen voll Sonne und Arbeit weiß-golden gebleicht. Neben meiner Hand lag sein Glied zusammengerollt zwischen seinen Oberschenkeln, weich und klein jetzt und empfindlich in seinem Nest aus kastanienfarbenem Haar.
„Für mich bist du schön, Jamie“, sagte ich schließlich leise. „So schön, dass es mir das Herz bricht.“

 

(Aus: Das flammende Kreuz; (c) Diana Gabaldon & Barbara Schnell. Bitte verlinkt auf diesen Beitrag, aber kopiert ihn nicht.)