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Einen schönen vierten Advent und gesegnete Feiertage

Einen schönen vierten Advent und gesegnete Feiertage

Dieses Jahr ist der Advent sehr kurz, und Weihnachten kommt gleich nach dem vierten Advent, aber das vergrößert nur unsere Vorfreude – und unsere Dankbarkeit für den Segen unseres Heims und unserer Familie.

Ich wünsche Euch und Euren Familien gesegnete Feiertage.

–Diana

 

Dezember 1760

Es war kalt auf dem Heuboden, und sein schläfriger Verstand tastete im eisigen Durchzug nach den Worten, die ihm immer noch durch den Kopf hallten.

Guter Junge.

Ein Windstoß traf die Scheune und donnerte über das Dach. Ein kräftiger, kalter Luftzug, der nach Schnee roch, störte die Schlafenden, und ein oder zwei Pferde bewegten sich leise kollernd. Helwater. Das Bewusstsein, wo er war, legte sich über ihn, und die Bilder von Schottland und Lallybroch zerbarsten und verschwanden, brüchig wie ein Überzug aus getrocknetem Schlamm.

Helwater. Unter ihm raschelte Stroh, und die Spitzen drangen durch den groben Bezug und stachen ihm durch das Hemd. Lebendige Dunkelheit ringsum.

Guter Junge …

Heute Nachmittag hatten sie den Julklotz zum Haus transportiert, und der ganze Haushalt hatte sich daran beteiligt, die Frauen bis zu den Ohren eingepackt, die Männer rot vor Anstrengung, waren sie singend durch den Schnee gestolpert und hatten den schweren Holzklotz mit Seilen hinter sich hergezogen. Seine grobe Rinde war voller Schnee, und auch rechts und links der Furche, die er hinterlasen hatte, türmte sich der Schnee.

Willie durfte auf dem Klotz reiten. Kreischend vor Begeisterung hielt er sich an einem der Seile fest. Als sie das Haus erreichten, hatte Isobel versucht, ihm das Lied vom guten König Wenzel beizubringen, doch es war noch zu schwer für ihn, und er hüpfte hin und her und prallte mit allem und jedem zusammen, bis seine Großmutter verkündete, dass er sie noch zum Wahnsinn treiben würde, und sie Peggy auftrug, ihn in den Stall zu bringen, damit er Jamie und Crusoe helfen konnte, das frische Tannengrün zu holen.

Begeistert ritt Willie zusammen mit Jamie in den Wald und blieb gehorsam auf dem Baumstumpf stehen, auf den ihn Jamie gestellt hatte, außer Reichweite der Äxte, mit denen sie die Zweige von den Bäumen hieben. Dann hatte er beim Aufladen geholfen, indem er zwei oder drei der duftenden Zweige an seine Brust klammerte und sie pflichtbewusst in die Richtung des großen Korbes warf, bevor er zurückrannte und weitere Zweige holte, ohne darauf zu achten, wo seine Last tatsächlich landete.

Jamie drehte sich um und schmiegte sich tiefer in sein Nest aus Decken, um verschlafen seiner Erinnerung nachzuhängen. Er hatte durchgehalten, der Kleine, hin und zurück, hin und zurück, wenn auch puterrot und keuchend, bis er den allerletzten Zweig auf den Haufen legte. Jamie hatte zu ihm hinunter geblickt, gesehen, wie ihn Willie stolzerfüllt anstrahlte, gelacht und impulsiv gesagt: „Aye, du bist ein guter Junge. Komm, wir gehen heim.“

William war auf dem Heimweg im Sattel eingeschlafen, und sein Kopf hatte schwer wie eine Kanonenkugel mit seiner Wollmütze an Jamies Brust gelegen. Jamie war vorsichtig abgestiegen, das Kind auf dem Arm, doch Willie war aufgewacht und Jamie schläfrig angeblinzelt, dann klar und deutlich „Wenn-ssell“ gesagt und war prompt wieder eingeschlafen. Doch als er der alten Elspeth übergeben wurde, war er vollständig wach geworden, und als Jamie davonschritt, hörte er Willie zu Elspeth sagen: „Bin ein guter Junge!“
Doch in seinen Träumen kamen diese Worte von einem anderen Ort, aus einer anderen Zeit. Hatte sein Vater das einst zu ihm gesagt?

Er glaubte es schon, und einen Moment lang – nur einen Moment – war er bei seinem Vater und bei seinem Bruder, Willie, der unerträglich aufgeregt war, weil er den ersten Fisch in der Hand hielt, den er selbst gefangen hatte, glitschig und zappelnd, und sie hatten ihre Freude mit ihm geteilt und ihm zugelacht. „Guter Junge!“

Willie. Gott, Willie. Ich bin so froh, dass sie ihm deinen Namen gegeben haben. Er dachte nur selten an seinen Bruder, doch hin und wieder konnte er Willie an seiner Seite spüren, manchmal auch seine Mutter oder seinen Vater. Und noch öfter Claire.

Ich wünschte, du könntest ihn sehen, Sassenach, dachte er. Er ist ein guter Junge. Ein lauter, unmöglicher Junge, fügte er aufrichtig hinzu. Aber ein guter Junge.

Was hätten seine Eltern wohl von William gehalten? Keiner von ihnen hatte lange genug gelebt, um ihre Kindeskinder noch zu Gesicht zu bekommen.

Eine Zeitlang lag er mit schmerzender Kehle da und lauschte der Dunkelheit, hörte die Stimmen seiner Toten mit dem Wind vorüberziehen. Seine Gedanken wurden vage, und sein Schmerz ließ nach, getröstet von dem Bewusstsein, dass es auf der Welt immer noch Liebe gab. Der Schlaf kam wieder näher.

Er berührte das grobe Kreuz, das an seiner Brust lag, und flüsterte dem Luftzug zu: „Herr, lass sie gerettet sein, sie und meine Kinder.“

Dann wandte er sich der Hand zu, die sie ihm entgegenstreckte, und berührte sie durch den Schleier der Zeit.

 

(c) Diana Gabaldon & Barbara Schnell. Aus „Die Fackeln der Freiheit“. Bitte verlinkt auf diesen Beitrag und kopiert ihn nicht.